Würzburg – Seit Anfang der 60er Jahre wurde die ca. 3.300m² große Fläche von mehreren Firmen als Lagerfläche für Baustoffe genutzt. 2002 folgte schließlich ein Gebrauchtwagenhandel, der die Fläche auch als Abstellfläche für ausrangierte PKW nutzte. Zeitweilig sah das Areal wie ein Autoschrottplatz aus. Zudem verbuschten die Randbereiche immer mehr. Der auf der Nordostseite unmittelbar vorbeifließende Main war nicht mehr wahrnehmbar.
Dieser unbefriedigende Zustand war der Eigentümerin der Fläche – Elisabeth Ehlers – zunehmend ein Dorn im Auge. Ihr schwebte eine Natur- und Erholungsfläche mit einem klaren Bezug zum Main vor. In diesem Sinne ist nach ihrem Tode 2014 der Testamentsvollstrecker an die Stadt Würzburg herangetreten. Schnell einigte man sich auf einen Ankauf der Fläche zu einem symbolischen Kaufpreis, mit der Verpflichtung, die Fläche zu begrünen und mit Bäumen, Sträuchern und Sitzmöglichkeiten auszustatten.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt besuchte nun die Baustelle. Aus dem aktuell durch massive Erdbewegungen noch sehr durchfurchtem Gelände wird ein grüner Main-Zugang für den Stadtteil Heidingsfeld. Schuchardt brachte seinen Dank zum Ausdruck, dass diese „städtlebauliche“ Aufwertung erst durch die außergewöhnliche Wohltat einer einzelnen Bürgerin ermöglicht wurde.
Der große Reiz der Fläche ist, so Helge Bert Grob, Leiter des Gartenamtes, die zentrale Lage der Fläche zwischen der Altstadt von Heidingsfeld und dem Main. Daher sieht die Planung des Gartenamtes die Schaffung von zwei zentralen Sichtbeziehungen vor: zum einen der Blick von der Stadtbefestigung in Richtung Südosten, über das Areal und den Main hinweg bis zu den Weinbergen in Randersacker und zum anderen der Blick aus dem Areal über den Main bis zu den Weinbergen zu Füßen der Sieboldshöhe.
Zur Freilegung dieser Sichtbeziehungen hat das Gartenamt bereits im letzten Jahr den Aufwuchs entlang des Uferweges gerodet. Nun wird dieser Bereich noch auf das Niveau des Uferweges abgesenkt. Der Main wird wieder erlebbar! Gleichzeitig entsteht durch die Absenkung des Geländes ca. 400m³ zusätzlicher Retentionsraum für den Main.
Der Erschließung dient ein das Areal diagonal querender Weg mit Bänken. Die Gestaltung ist bewusst zurückhaltend. Die Fläche liegt im naturschutzfachlich hochinteressanten ehemaligen Auwaldbereich des Mains. Daher erfolgte eine intensive Abstimmung mit der Fachabteilung Naturschutz und Landschaftspflege (Untere Naturschutzbehörde) sowie dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg. Die weitere Planung des Gartenamtes sieht eine extensive Begrünung mit einer blütenreichen Wiese vor. Sie soll selten gewordenen Arten eine Heimat bieten.
Die räumliche Fassung zu den angrenzenden Privatgrundstücken und der Wohnbebauung bilden üppige naturnahe Heckenstrukturen, beispielsweise mit Haselnuss, Hartriegel, Schlehe, Holunder und Heckenrosen. Der bestehende Gehölzstreifen entlang der Seilerstraße wird mit zusätzlichen Sträuchern und einer Benjes-Hecke ergänzt. Zudem ist die Einbringung von Totholz-Stämmen geplant. Das Grundgerüst der Anlage bilden jedoch die zahlreichen standortgerechten Baumpflanzungen, u.a. mit Erle, Silber-Weide, Zitter-Pappel, Ulme, Silber-Linde, Zerr-Eiche, Feld-Ahorn, Walnuss und Speierling. Umweltreferent Wolfgang Kleiner: „Mit der Grünanlage Seilerstraße schafft das Gartenamt eine grüne Oase am Main für Mensch und Tier“.
Die beauftragte Baufirma hat am 20.Januar mit den Arbeiten begonnen. Insgesamt investiert die Stadt Würzburg ca. 260.000€ in die Grünanlage Seilerstraße. Die Fertigstellung ist nach Dr. Grob im Juni geplant.
Bild: Blick auf Mainufer und Weinberge wird freigelegt: Gartenamtsleiter Helge Bert Grob, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Alexander Hamberger von H&M Gartengestaltung in Maidbronn und Landschaftsgärtner Thorsten Stauder in der Seilerstraße. (Foto: Georg Wagenbrenner)