Würzburg – Das Thema Suizid enttabuisieren und Hilfsmöglichkeiten bekannter machen: Das will der Welttag der Suizidprävention am Sonntag, 10. September, in Würzburg. Er steht unter dem Motto „von der Vielfalt des Lebens“.
Krisendienst, Telefonseelsorge, der Gesprächsladen der Augustiner und die Selbsthilfegruppe AGUS stellen an diesem Tag ihre Angebote vor. Es sei ihnen ein Anliegen, „das Leben mit seiner Vielfalt in den Mittelpunkt zu stellen“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Organisationen.
Um 19 Uhr liest Meike Winnemuth im Burkardushaus aus ihrem Buch „Um es kurz zu machen“. Das Buch sei ein Streifzug durch die vielfältigen Aspekte des ganz normalen Lebens. Begleitet wird die Lesung vom Streichquartett „Chilli Spontane“. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
166 Suizide in 2016 in Unterfranken
In Unterfranken haben im Jahr 2016 166 Menschen Suizid begangen. Die Auslöser für eine suizidale Krise seien vielfältig: Depressionen und andere psychische Erkrankungen, schwere körperliche Einschränkungen, zerbrochene Beziehungen, Verlusterlebnisse, gescheiterte Lebenspläne oder finanzielle Nöte. „Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass sie keinen Zugang mehr sehen zu der Vielfalt des Lebens, zu der Vielfalt in ihnen“, schreibt Ruth Belzner, Leiterin der Telefonseelsorge Würzburg/Main-Rhön.
Wo sich die Wahrnehmung verenge auf das Scheitern und Leiden, gerate der Mensch schnell in Lebensgefahr. Suizid scheine der einzige verbliebene Weg. Doch zur Vielfalt des Lebens gehören auch Verluste, Scheitern, Krankheiten und Krisen, erklärt Belzner. Wenn diese Erfahrungen nicht mehr zu bewältigen seien, gebe es Anlaufstellen für Betroffene.
So werde beispielsweise der Krisendienst Würzburg jedes Jahr von rund 450 Menschen für telefonische und persönliche Beratung in Anspruch genommen. Beim täglichen nächtlichen Bereitschaftsdienst melden sich jedes Jahr rund 750 Menschen, um Unterstützung in einer akuten Krisensituation zu bekommen. Auch Menschen, die vom Suizid eines nahestehenden Menschen betroffen sind, können sich an den Krisendienst wenden.
Telefonseelsorge: Rund 38 Gespräche täglich
Etwa 38 Gespräche werden jeden Tag in der Telefonseelsorge Würzburg geführt. Dabei komme in zwei bis drei Gesprächen das Thema Suizid zur Sprache – als eigene Suizidgedanken oder -pläne, aber auch als Sorge um einen gefährdeten Angehörigen oder Freund. Den Gesprächsladen der Augustiner suchen an jedem Öffnungstag acht oder neun Menschen auf, um Hilfe und Entlastung in einer Lebenskrise zu erfahren.
Für Angehörige und andere nahestehende Personen sei der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid ein schreckliches Ereignis, das ihr eigenes Leben dramatisch verändere und zudem die Gefahr berge, dass sie sich mit ihrem Schmerz und ihren Schuldgefühlen zurückziehen und isolieren. Eine Selbsthilfegruppe für von Suizid betroffene Angehörige wie AGUS sei eine wichtige Hilfe beim Verarbeiten dieser Erfahrung und ein Schutz vor einer möglichen eigenen Suizidgefährdung.
Hilfsangebote für Betroffene
Der Krisendienst am Kardinal-Döpfner-Platz 1 in Würzburg ist montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 0931/571717 erreichbar. Unter der gleichen Nummer steht täglich von 18.30 bis 0.30 Uhr ein telefonischer Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800/1110111 erreichbar. Der Gesprächsladen am Dominikanerplatz 1 in Würzburg ist montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr – mit Ausnahme des Mittwochnachmittags – geöffnet. Informationen zur Selbsthilfegruppe AGUS gibt es im Internet unter www.agus-selbsthilfe.de.
Bild: Das Thema Suizid enttabuisieren und Hilfsmöglichkeiten bekannter machen will der Welttag der Suizidprävention.