Würzburg – Noch bis 29. Januar 2020 ist im Oberen Foyer des Rathauses eine Ausstellung über postkoloniale Erinnerungskultur zu sehen. Erarbeitet wurde die Ausstellung im ASA-Programm, an dem Würzburg und die tansanische Partnerstadt Mwanza teilnehmen.
Eines der beeindruckendsten historischen Gebäude aus der Zeit des deutschen Kolonialismus in Mwanza ist das Gunzert-Haus. Es wurde auf einem der Hügel Mwanzas 1912 als Residenz für den deutschen Kolonialbeamten und Juristen Theodor Gunzert errichtet. Nachdem die Deutschen 1916 Mwanza verlassen hatten, wurde das Haus von britischen und tansanischen District Commissioners genutzt, während des Uganda-Tansania-Krieges Anfang der 1970er von der Armee besetzt. Danach wurde die Residenz verlassen und der Zerfall des Hauses begann.
Das Gunzert-Haus wird heute als nationales Monument angesehen und von der tansanischen University of St. Augustine wiederhergerichtet. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte mit dem Würzburger Architekt und Mitglied des Vereins Mwanza e.V., Helmut Stahl, und Partnern aus Mwanza das Haus im letzten Sommer besucht. Die Deutsche Botschaft finanziert die Sanierung fast vollständig. Voraussichtlich im Sommer 2020 soll das Gebäude als sozio-kulturelles Zentrum neu eröffnet werden. Geplant ist es als historisches Museum, das die vor-, kolonial- und nachkoloniale Zeit Afrikas aufarbeitet, als Informationszentrum für Touristen, als Kunstgalerie, Theater, Bücherei, Archiv und damit als Begegnungsraum für Touristen und Einheimische. Die Stadt Würzburg begleitet das Vorhaben.
Stahl besuchte nun erneut Mwanza und brachte Schuchardt auf den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten. „Das Gunzert-Haus ist, trotz der Schattenseiten der Kolonialzeit, ein bedeutendes Erinnerungsmal für die deutsche und die tansanische Seite. Heute wird diese Zeit aufgearbeitet, das Haus rekonstruiert und in ein Kulturzentrum verwandelt“, freut sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt. „Diese Investition in die Vergangenheit ist zugleich eine wichtige Investition in die Zukunft. Ich bin mir sicher, das geplante sozio-kulturelle Zentrum wird weitere Brücken bauen, so wie unsere Partnerschaft auf Augenhöhe mit Mwanza ebenfalls.“
Bild: Wiederaufbau des Gunzert-Hauses in Mwanza. (Fotos: Helmut Stahl / Delphine Kessy)