Würzburg – In einem Antrag, der an diesem Donnerstag auf der Tagesordnung des Würzburger Stadtrats zur Beratung steht, hat die SPD-Stadtratsfraktion bereits vor einer Woche gefordert, dass die Stadtverwaltung mit der Bayerischen Staatsregierung in Gespräche eintritt mit dem Ziel, das Mainfrankentheater in Würzburg zum Staatstheater aufzuwerten.
Ebendies hat nun auf dem Kiliani-Volksfest auch Ministerpräsident Markus Söder in Aussicht gestellt. Dabei allerdings auch bewusst einen breiten Deutungsspielraum offen gelassen, kommentiert SPD-Landtagsabgeordneter Georg Rosenthal.
Ein Staatstheater für Würzburg: Fakten statt vollmundige Versprechungen
„In Wahlkampfzeiten neigen CSU-Ministerpräsidenten seit jeher zu vollmundigen Versprechungen“, so der frühere Würzburger Oberbürgermeister: „Darum sollten wir ihn beim Wort nehmen und nicht locker lassen, bevor sich auch tatsächlich etwas tut.“ Nachdem das Augsburger Stadttheater vor kurzem zum dritten Staatstheater in Bayern neben Nürnberg und München erhoben wurde, sieht er die Zeit gekommen, auch in den Regionen Theater finanziell aufzuwerten: „Würzburg ist reif für ein eigenes Staatstheater“, lässt er keinen Zweifel am Ziel einer Verstaatlichung.
Rosenthal kritisiert, dass Söders Äußerungen im Bierzelt zum Würzburger Theater bewusst vage gehalten seien. Populistische Andeutungen und Formulierungen wie „er könnte sich vorstellen, dass“ oder ein Staatstheater als „langfristiges Ziel“ sei denkbar, seien weder Fisch noch Fleisch. Dass mit Söders Worten eine 10-Prozent höhere Förderung verbunden sei, wie CSU-Abgeordneter Oliver Jörg daraus ableitet, sei kaum mehr als „Wahlkampfrhetorik“ und entbehre einer realen Grundlage.
Gleichrangige Behandlung gleichwertiger Theaterhäuser
Rosenthal möchte Fakten sehen. Er sieht eine Verpflichtung des Freistaates, gleichwertige Theaterhäuser auch finanziell gleichrangig zu behandeln. Von der Rhön bis zum Steigerwald und an den bayerischen Untermain und noch darüber hinaus reiche das Einzugsgebiet der Theaterfreunde, die regelmäßig das Würzburger Theater besuchen. Für Rosenthal ist damit die Bedeutung des Mainfrankentheaters für die Region und die Kulturszene vergleichbar mit der des Augsburger Theaters: „Die Großstadt Würzburg besitzt eine weit über seine Stadtgrenzen hinaus reichende Bedeutung als Theaterstadt.“
Im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtags hatte sich der Würzburger Politiker zuvor bereits für eine Aufwertung der Würzburger Bühne eingesetzt: „Das Mainfrankentheater strahlt auf die ganze Region aus, lockt Kulturinteressierte und Künstler gleichermaßen“, erklärt er. Als das einzige Drei-Sparten-Theater mit eigenem Schauspielerensemble, einer Tanztheater-Sparte und einer hochkarätigen Philharmonie mit Berufsmusikern in Unterfranken sei das Mainfrankentheater der kulturelle Mittelpunkt einer ganzen Region.
Auch die Regiopolregion Mainfranken hat ein kulturelles Zentrum
Die Verstaatlichung des zuvor im städtischen Eigenbetrieb geführten Augsburger Theaters werde damit begründet, dass Augsburg das Zentrum einer Metropolregion sei. Gleiches gelte für Würzburg, das seit kurzem Mittelpunkt einer Regiopolregion ist: „Eine stärker ländlich geprägte und auf die Fläche bezogene Regiopolregion darf jedoch nicht hinter einer ohnehin kulturell vielseitigen Metropolregion zurückstehen“, stellt Rosenthal fest.
Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow: „Das Beispiel Augsburg zeigt anschaulich, dass die Staatsregierung derzeit die Theater im Freistaat besser fördert. Was für Augsburg gilt, muss auch für Würzburg gelten. Auch für Würzburg ist eine Aufwertung zum Staatstheater aus Image- und Kostengründen erstrebenswert.“
Stellungnahme des Oberbürgermeisters
Oberbürgermeister Christian Schuchardt: „Ich freue mich, dass Ministerpräsident Markus Söder die Bedeutung der Stadt Würzburg anerkennt und langfristig über ein Staatstheater für Würzburg nachdenkt. Für den Kultur- aber auch den Wirtschaftsstandort Würzburg und die gesamte Region ist das Mainfranken Theater als Dreisparten-Theater eine zentrale identifikationsstiftende kommunale Institution, die eine große Strahlkraft hat. Dies in ein Staatstheater umzuwandeln ist nicht nur eine Anerkennung der erfolgreichen Arbeit des Theaters wie auch der Stadt Würzburg, die es seit Jahrzehnten betreibt und derzeit mit Millionenaufwand saniert und für die Zukunft fit macht. Hier können wir die Unterstützung des Freistaates sehr gut brauchen.“
Der Würzburger Stadtrat hatte grünes Licht für die Erweiterung und Sanierung des Mainfranken Theaters gegeben. Dazu gehören unter anderem die Erichtung eines „Kleinen Hauses“ wie eines Ballettprobenraums und neuer Probebühnen in dem neuen Kopfbau des Theaters, die Schaffung eines neuen Orchesterprobenraums, die Sanierung des Haupttraktes mit dem „Großen Haus“ sowie die Vergrößerung der Werkstätten. Außerdem sollen sämtliche ausgelagerte Theaterbereiche ins Theatergebäude verlegt werden.
„Mit dieser Planung wird das Theater fit für das 21. Jahrhundert: Nur so können wir die zentralen Anforderungen an einen wirtschaftlichen, sicheren und zukunftsfähigen Spielbetrieb erfüllen“,
freut sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Bild: Das derzeitige Mainfranken Theater Würzburg (Foto: Nik Schötzel)