Würzburg – „Mit Wolfgang Bötsch verliert Würzburg und Mainfranken einen engagierten Vollblutpolitiker. Der herausragende und bekennende Franke war über Jahrzehnte eine Instanz im Parlament, einflussreich in der CDU/CSU-Fraktion – wie auch auf Kreisebene. Mit großer Energie übernahm er in unterschiedlichsten Ämtern Verantwortung und setzte sich nimmermüde für seine Heimat ein.
Auch angesichts seiner beeindruckenden Karriere in Bonn und Berlin verlor er nie den direkten Kontakt zu seinem Wahlkreis und setzte auch hier viele wichtige Akzente. Dieses großartige Lebenswerk gilt es zu würdigen. Würzburg ist Bötsch zu großem Dank verpflichtet. Unsere Gedanken sind nun bei seiner Familie“, Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte in einer Erklärung die Verdienste des ehemaligen Bundes-Postministers, der 1974 in den Bayerischen Landtag gewählt wurde und bereits zwei Jahre später mit Direktmandat seine Bundestagskarriere in Angriff nahm.
Sein Einsatz für die CSU hatte aber schon viele Jahre früher begonnen. Bereits 1960 wurde er Mitglied der Volkspartei, engagierte sich im studentischen RCDS und von 1965 an auch im Kreisvorstand. 18 Jahre hatte er das Amt des Kreisvorsitzenden inne. Auch im Bezirk und im Landesvorstand konnte die CSU stets auf den gut vernetzten Würzburger zählen.
In den Stadtrat wurde er 1972 gewählt. Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Aufsichtsrat der WVV GmbH wie der Würzburger Hafen GmbH unterstrich er laut Schuchardt, dass ihm die Kommunalpolitik besonders am Herzen lag. Dies stand nicht im Widerspruch zu seinem steilen Aufstieg auf Landes- und Bundesebene. 1982 wählte ihn die CSU-Landesgruppe zu ihrem Parlamentarischen Geschäftsführer, 1989 beerbte er schließlich Theo Waigel im Amt des Vorsitzenden der Landesgruppe.
In historisch bedeutsamen Jahren – als Deutschland seine Wiedervereinigung feiern kann und wieder zusammenwächst – ist Bötsch ein enger Berater des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Die Krönung seiner Karriere war zweifellos, als er 1993 von diesem zum Bundesminister für Post und Telekommunikation berufen wurde. Ihm wird die Aufgabe überantwortet aus dem Staatsunternehmen Post ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu machen. Am Ende der erfolgreichen Reform stand die Auflösung seines Ressorts vier Jahre später – nicht aber das Ende seines Einflusses auf die Unionsfraktion, die ihn beispielsweise 1998 zu ihrem Justitiar bestellte.
Bereits 2006 ehrte die Stadt Würzburg Bötsch mit der Verleihung des Ehrenrings. Die damalige Oberbürgermeisterin Pia Beckmann würdigte Fleiß, Sachverstand, Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit als seine hervorstechenden Eigenschaften: „Was Dr. Bötsch darüber hinaus auszeichnet, sind sein Verhandlungsgeschick und seine Fähigkeit andere Menschen für sich einzunehmen.“ Zahlreiche weitere staatliche Auszeichnungen wurden Dr. Bötsch zu teil. So erhielt er unter anderem das Große Verdienstkreuz mit Stern (1997) und die Bayerische Verfassungsmedaille (2000).
Neben seinem Einsatz für Würzburgs Stärkung als Oberzentrum (beispielsweise durch den A3-Ausbau) bleibt vor allem auch seine Begeisterung für das Mozartfest in Erinnerung. Als Schirmherr bescherte er dem kulturellen Aushängeschild der Residenzstadt viele prominente Besucher. Einige dieser Besucher nutzten diesen Anlass bekanntlich auch für besondere Gastgeschenke an die Stadt beispielsweise in Form von Förderzusagen für wichtige Großprojekte.
Die Stadt Würzburg wird ab dem morgigen Dienstag bis einschließlich Donnerstag von 9 bis 17 Uhr im Foyer des Rathauses (1. Stock) ein Kondolenzbuch auslegen.