Würzburg – In Berlin gibt es bereits seit 1976 eine Straße mit ihrem Namen, nun wurde der 1891 in Rottenbauer geborenen Anna Ebermann auch in Würzburg diese Ehre zu teil.
„Mit der Benennung einer Straße nach Anna Ebermann hält die Stadt Würzburg die Erinnerung an eine Bürgerin wach, die im sogenannten Dritten Reich gegen eine menschenverachtende, verbrecherische Politik opponiert hat und uns mit ihrer Überzeugungstreue und ihrem Mut als Vorbild dienen kann“, würdigte Bürgermeister Adolf Bauer bei der Zeremonie unweit der benachbarten Straßen „Am Brünnleinsgraben“ und „Max-Mengeringhausen-Straße“ eine außergewöhnliche und traurige Würzburger Biographie.
Ebermann ist nicht nur in Rottenbauer geboren und aufgewachsen, ihr Schicksal blieb auf tragische Weise mit der Stadt verbunden. Seit Ende der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts lebte sie mit ihrem Mann in Berlin. 1931 traten Anna und Karl Ebermann – vom Beruf Bäcker – in die Kommunistische Partei ein. Nach der Machtübergabe an Hitler im Januar 1932 engagierte Anna sich im Widerstand gegen das NS-Regime. Noch im Jahr 1932 wurde sie bei einer Demonstration verhaftet und wegen „Widerstands gegen die Staatsgewalt“ und „Beamtenbeleidi-gung“ zu drei Wochen Haft verurteilt.
Ihre Wohnung in der Gürtelstraße stellte sie für geheime Treffen zur Verfügung, bei denen darüber diskutiert wurde, wie man sich dem Regime widersetzen und verfolgten Juden helfen könne. Ihre Tochter Carmen und deren späterer Mann gehörten der Widerstandsgruppe um den jüdischen Kommunisten Herbert Baum an, die 1942 enttarnt wurde.
Die Tochter saß also bereits im Gefängnis, als Anna Ebermann auf einem Besuch in der alten Heimat im Frühjahr 1943 in einer Gaststätte vor den falschen Leuten abfällige Bemerkungen über Hitler und den Krieg machte. Unter dem Eindruck der Luftangriffe auf deutsche Städte und der Niederlage bei Stalingrad sagte sie, dass Hitlers Untergang nicht das Chaos brächte, sondern ein neues, besseres Deutschland möglich machen würde. Zwei anwesende Frauen störten sich wohl besonders an einer Kommentierung über gefallene deutsche Soldaten, die lediglich die Konsequenzen ihrer falschen Entscheidungen zu spüren bekommen hätten. Die Frauen erstatteten Anzeige bei der Gestapo.
Es folgten die Verhaftung in Würzburg – genau heute vor 75 Jahren – die Überstel-lung nach Berlin, der Prozess vor dem Volksgerichtshof, der wegen „Wehrkraftzer-setzung in Verbindung mit Vorbereitung zum Hochverrat“ ein Todesurteil fällte. Am 17. März 1944 wurde sie nach Monaten der Ungewissheit, was das Schicksal ihrer Kinder anging, in Berlin-Plötzensee ermordet.
Bei der Straßeneinweihung gedachten nun mit Sigrid Schmitt und Uwe Ziegler auch zwei Nachkommen ihrer Großtante. Unweit in Rottenbauer, im Lilienweg 6 – hier wohnte der Bruder von Anna Ebermann – erinnert zudem seit 2016 ein Stolperstein an die aufrichtige Bürgerin, die zu ihren Überzeugungen stand. Der Stadtrat beschloss die Straßenbenennung ebenfalls im Jahr 2016. Auch in der Nachbarschaft zwischen Heuchelhof und Rottenbauer wurden und werden Widerstandskämpfer mit Straßennamen bedacht.
Bild: Aufblicken zu Anna Ebermann: Stadtrat Willi Dürrnagel, Sigrid Schmitt, Uwe Ziegler und Bürgermeister Adolf Bauer erinnern an eine mutige Frau, die in Würzburg einer feigen Denunziation zum Opfer fiel. (Foto: Georg Wagenbrenner)