Würzburg – Die Zeiten, in denen man in einer Bücherei still sein musste, sind längst vorbei. Heute ist eine Bücherei ein Ort der Kommunikation. Die neue Stadtteilbücherei im ehemaligen Tower auf dem Hubland wird noch mehr sein – ein dritter Ort, an dem man sich wohl, sicher und zugehörig fühlt.
Hier kann jeder alleine hingehen, Freunde treffen oder neue Bekannte kennenlernen – quasi ein Ort, der zugleich ein bisschen Heimat ist. Von Beginn an hatte die Leiterin der Stadtbücherei, Anja Flicker, die Bürgerinnen und Bürger an den Planungen der neuen 400 Quadratmeter großen Bibliothek beteiligt. Zugleich wurde der international erfahrene Architektur- und Design-Guide Aat Vos mit der Konzeption beauftragt. Entstanden ist eine bislang in Deutschland einmalige Bibliothek, die ein Ort für alle und gleichzeitig nach dem „Open Library“ Konzept offen für alle sein wird – täglich bis spät in die Nacht hinein.
„Diese Einrichtung hat nichts mehr mit ‚heiligen Bücherhallen‘ zu tun“, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Eröffnung. Die Bücherei am Hubland sei vielmehr Stätte der Begegnung, des Lernens, der Bildung, der Erlebnisse, des Selbermachens, aber auch ein „Ort der Demokratie“. Die Bücherei sei dabei kein exklusiver Ort mehr. „Unser Ziel ist es, dass Sie sich willkommen fühlen – jeder und jede ist uns wertvoll“, so der Oberbürgermeister, der alle einlud, zur Gemeinschaft beizutragen. Dabei soll die neue Bücherei auf dem Hubland nur die erste sein, die nach diesem Konzept gestaltet ist. Auf Dauer ist es erklärtes Ziel, auch die anderen Würzburger Büchereien zu dritten Orten neben Wohnen und Arbeiten umzugestalten. „Es ist wichtig, dass wir Orte haben, an denen wir uns ohne Anlass austauschen können“, so Schuchardt. Schließlich brauche es bei der zunehmenden Individualisierung auch Orte, wo „wir die Vereinzelung aufgeben.“
„Das Leben in der Stadt ändert sich, auch die Institutionen müssen sich ändern“, stellte Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke fest. Die Stadtteilbücherei auf dem Hubland sei da ein erster Schritt in die richtige und vor allem auch notwendige Richtung. Die neue Bücherei habe eine hohe Aufenthaltsqualität und biete ein breites Lern- und Bildungsangebot, stellte Könneke heraus. Und sie sei auch ein Labor für soziale Gerechtigkeit. Doch vor allem soll sie das neue „Wohnzimmer“ des Hublandes sein: Man könne kommen und gehen, wann man möchte, seinen Interessen nachgehen, mit Gleichgesinnten in einer entspannten, freundlichen, spielerischen und wertschätzenden Atmosphäre ins Gespräch kommen. „Die Bibliothek vermittelt das Gefühl eines zweiten Zuhauses und trägt zur lebendigen Gemeinschaft bei und fördert das Gefühl der Zugehörigkeit“, so Könneke: „Ich hoffe, die Bücherei hier wird das kommunikative und soziale Zentrum des Hublandes – nehmen Sie diesen neuen Ort in Besitz.“
Alles in dieser neuen Bücherei dreht sich um das Thema Kommunikation und Inspiration. Wichtig sei aber nicht nur, in den Räumen der Bücherei eine Erlebniswelt zu schaffen, sondern sie auch „un-perfekt“ zu gestalten, betont der niederländische Architekt Aat Vos, der seit 30 Jahren international Büchereien plant und gestaltet. Denn an einem un-perfekten Ort könne man sich besser treffen und miteinander reden, aber vor allem auch neue Ideen entwickeln und diese anderen Menschen mitteilen, erläuterte Vos das Konzept. Viele Details laden deshalb in den Räumen am Hubland ein, zusammen zu sein – das Ufo als Sitzmöglichkeit im Untergeschoss, ein Heißluftballon die Kinder zum Kuscheln, gemütliche Tische und Bänke. „Es ist ein Ort der freien Information“, so der Architekt. Denn schließlich beinhalte das englische Wort „library“ gewissermaßen auch das Wort „liberty“. Und damit sei eine Bücherei auch ein Ort der Freiheit, sagte Vos schmunzelnd.
Drei Jahre hat Anja Flicker, die Leiterin der Stadtbücherei, die Bibliothek am Hubland zusammen mit Aat Vos und vor allem den Würzburger Bürgerinnen und Bürgern geplant. Wichtig war ihr bei der Planung, dass in der neuen Bücherei die Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden und nicht nur Bücher in Regalen stehen. Sie bedankte sich bei allen, die am Gelingen der Bücherei mitgewirkt haben und den Bau finanziell unterstütz haben. Dazu gehörte unter anderem Kulturfonds Bayern, die VR Bank, allobjekt Gewerbeimmobilien, die Sparkassenstiftung wie auch der Verein der Würzburger Gästeführer und der Inklusionstopf des städtischen Sozialreferates.
Dieses Geld sei bestens und mit großer gesellschaftlicher Breitenwirkung investiert, so Anja Flicker: Denn über 500.000 Menschen besuchen die Stadtbücherei Würzburg jährlich – mit der fünften Stadtteilbücherei werden es sicher noch mehr werden. In der neuen Bibliothek werden im Übrigen nicht nur Bücher und audiovisuelle Medien vorgehalten. Hier gibt es für die Besucherinnen und Besucher auch PCs mit Internetanschluss, VR-Brille, 3D-Drucker, einen Makerspace und natürlich WLAN.
Bild (von links): Anja Flicker, Leiterin der Stadtbücherei, Kulturreferent Achim Könneke, Architekt Aat Vos und Oberbürgermeister Christian Schuchardt in der Leseecke der neuen Stadtteilbücherei. (Foto: Christian Weiß)