Würzburg / Nürnberg – 2.886 Aussteller aus 68 Ländern, eine Million Produkte und rund 120.000 Neuheiten: Mit diesen Zahlen wirbt die Spielwarenmesse 2020 zum Besuch in Nürnberg. Unter den geschätzten 67.000 Besuchern werden dann auch wieder Sportwissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sein. Sie suchen nach Produkten, die Kinder zum Bewegen animieren sowie nach Spielen, deren Sinn sich erst über Bewegung erschließen lässt.
Was gutes Spielzeug auszeichnet
„Bewegung ist der zentrale Weltzugang für Kinder“, erklärt Professor Harald Lange, Inhaber des Lehrstuhls für Sportwissenschaft an der JMU mit einem Schwerpunkt auf den Bereichen Sportpädagogik und Sportdidaktik sowie Bewegungserziehung. Aus diesem Grund untersuchen Lange und sein Team unter anderem, auf welche Weise Spielzeug Kindern diesen Zugang zur Welt vermittelt. „Wir interessieren uns für die Frage, was gutes Spielzeug auszeichnet, und wollen in Nürnberg mit Herstellern, Ingenieuren und Spielzeugentwicklern die Neuentwicklungen in diesem Bereich diskutieren“, erklärt Lange.
Zur Vorbereitung auf den Besuch der Spielzeugmesse haben sich Studierende des Bachelorstudiengangs „Gesundheit und Bewegungspädagogik“ deshalb in den zurückliegenden Monaten mit dem Thema „Bewegungsqualität“ befasst und Hintergrundwissen zu den Anforderungen von Bewegungsspielzeug aufgearbeitet. Ein Aspekt steht aus Sicht der Sportwissenschaftler dabei fest: Gutes Spielzeug begleitet Kinder beim Aufwachsen und regt ihre Spielfreude sowie die Kreativität und Neugierde an.
Der Trend geht zum Digitalen
Nachhaltigkeit, Digitalität und Diversität oder, wie die Organisatoren der Spielwarenmesse schreiben, Toys for Future, Digital goes Physical und Be You sind angeblich im kommenden Jahr die neuesten Trends auf dem Spielzeugmarkt. Für die Sportwissenschaftler heißt dies: „Da kommt unserer Arbeit und unseren Beratungsleistungen noch mehr Bedeutung zu als in den Jahren zuvor“, so Harald Lange.
Was die Beratung angeht, haben die Würzburger Sportwissenschaftler hinreichend Erfahrung: In ihrem „Würzburger Spielelabor“ betreuen sie mittlerweile ein Netzwerk, an dem sich mehr als 100 Firmen der Spielzeugbranche aus dem In- und Ausland beteiligen. „Wir testen deren Produkte und beraten in Hinblick auf den pädagogischen Gehalt der neu entwickelten, aber auch der bewährten Produkte“, so Lange. Gleichzeitig ermöglichen die Hersteller und Entwickler den Wissenschaftlern Einblick in ihre Arbeit, erörtern mit ihnen aktuelle Trends und innovative Ideen und helfen somit beim kontinuierlichen Aufbau einer speziellen Expertise in diesem Feld. Letztlich handele es also um eine klassische Win-win-Situation, von der sowohl die Unternehmen als auch die Forscher am Lehrstuhl Sportwissenschaft profitieren.
Würzburger Spielelabor
Das Würzburger Spielelabor bietet Entwicklern und Anwendern von innovativen Spielgeräten, aber auch Wissenschaftlern, Trainern, Therapeuten, Erziehern und Lehrern einen Innovationsraum, in dem sie mit dem Thema „Spielen“ experimentieren können. In ihrem Labor testen die Sportwissenschaftler innovative Spielgeräte, sie konzipieren Lehr- und Lernmaterialien, entwickeln spielpädagogische Konzepte und unterstützen bei der Erschließung neuer Anwendungsfelder.
Angesprochen sind dabei übrigens alle Generationen: „Für Kinder sind die Bewegung und das Spiel Motor für die Entwicklung und das Glücklichsein“, erklärt Lange. Aber auch Jugendliche, Erwachsene und Senioren können vom Spielen profitieren. Ihnen bieten das Spiel und die Bewegung Möglichkeiten zur Entwicklung eines besseren Körpergefühls sowie zur Steigerung der körperlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten und sorgen ganz allgemein für einen Ausgleich zum Alltagsleben, so der Sportwissenschaftler. Vom Spaßfaktor ganz zu schweigen.
Bild: Mit rund 67.000 Besuchern rechnen die Organisatoren der Spielwarenmesse Anfang 2020 in Nürnberg. Sportwissenschaftler der JMU suchen dort nach gutem Spielzeug. (Bild: Spielwarenmesse eG / Foto: Christian Hartlmaier)