Würzburg – Ein neu gegründeter Verein will ausländischen Studierenden in Würzburg helfen, die in eine Notlage geraten sind. Wie schnell das gehen kann, haben schon manche junge Leute aus anderen Ländern am eigenen Leib erfahren. Vorstandsvorsitzender ist Bürgermeister Adolf Bauer.
Was einen ausländischen Studenten in Deutschland in Not bringen kann? Zum Beispiel das: Ein junger Mann aus Äthiopien steht kurz vor seinem Master-Abschluss an einer deutschen Universität. Um sich für die Prüfungen anmelden zu können, muss er noch einmal in seine Heimat reisen, um seinen Pass verlängern zu lassen. Als der Student das Dokument dann nach Deutschland geschickt bekommt, gibt es eine Überraschung: Im Pass steht nicht sein richtiger Name. Denn in Äthiopien ist zwischenzeitlich ein neues Namensrecht in Kraft getreten, das für alle Bürger automatisch den Namen des Großvaters als Nachnamen vorsieht.
Für den Studenten heißt das: Er bekommt seine Masterurkunde erst dann, wenn die deutschen Behörden seinen neuen Namen bestätigt haben. Und das dauert einige Wochen. Also muss er seinen seit langem feststehenden Rückflug kurzfristig umbuchen und eine unbestimmte Zeit in Deutschland überbrücken. Nur: Wie soll er das bezahlen?
Verein half aus der Patsche
Dieser Fall ist tatsächlich so an einer deutschen Universität passiert, weiß Dieter Thoma vom International Office der Uni Würzburg. Die Sache nahm ein glückliches Ende: Mit der Unterstützung eines Vereins konnte der Student einen weiteren Monat im Studentenwohnheim bleiben und seine Lebenshaltungskosten bestreiten. 517 Euro waren dafür nötig; am Ende konnte er mit seinem Hochschulabschluss in der Tasche nach Äthiopien zurückkehren.
Anlaufstelle in Würzburg
In Würzburg wurde nun ebenfalls ein Verein gegründet, der unverschuldet in Not geratene ausländische Studierende unterstützen will. Zum Vorsitzenden wurde Würzburgs Bürgermeister Adolf Bauer gewählt. Adolf Bauer: „Den Vorsitz des Vereins zur Unterstützung ausländischer Studierender in Würzburg habe ich sehr gerne übernommen. Denn wir möchten schnell und unbürokratisch helfen. Oft genügt eine kurzfristige finanzielle Unterstützung, um jungen Menschen beizustehen, die unverschuldet in Not geraten sind. Mit kleinen Schritten lässt sich viel bewegen, damit die ausländischen Studierenden ihr Studium hier beenden können.“
Der Verein ist aus einem Personenkreis entstanden, der schon bisher Anlaufstelle für entsprechende Fälle war: dem „Runden Tisch“ mit Mitgliedern der Katholischen Hochschulgemeinde KHG, der Evangelischen Studentengemeinde ESG, des Studentenwerks, des International Office und des Zentrums für Sprachen der Universität.
Unter den derzeit rund 2.000 ausländischen Studierenden in Würzburg gebe es immer wieder Fälle, bei denen das Studium ins Stocken gerät, erzählt Dieter Thoma: Krankheit, Krieg im Heimatland oder der Tod eines Angehörigen können schnell zu Finanzierungslücken führen, die die Studierenden nicht decken können – zumal sie in Deutschland nur eine stark eingeschränkte Arbeitserlaubnis haben. Und oft sei es nur ein geringer Geldbetrag, der über Erfolg oder Misserfolg einer Lebensplanung entscheidet. Hier will der neue Verein schnell und unbürokratisch helfen.
Vorstand gewählt
Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Bei der Gründungsversammlung am 12. Dezember 2013 in der KHG wurde der Vereinsvorstand gewählt: Neben dem Vorsitzenden Adolf Bauer gehören dem Vorstand an: Ulrike Michel-Schurr (KHG-Referentin) Dieter Thoma (International Office), Rechtsanwalt Wolfgang Voigt (Schatzmeister) und Jennifer Göb von der Studierendenvertretung der Uni (Schriftführerin).
Kontakt
Verein zur Unterstützung ausländischer Studierender e.V., c/o Universität Würzburg, International Office, Josef-Martin-Weg 54/2, 97074 Würzburg, T (0931) 31-82228, dieter.thoma@uni-wuerzburg.de
Bild: (v.l.): Jennifer Göb von der Studierendenvertretung, Rechtsanwalt Wolfgang Voigt, Bürgermeister Adolf Bauer (Vorsitzender), Dieter Thoma (International Office), Ulrike Michel-Schurr, KHG-Referentin. (Foto: Stadt Würzburg)