Saatkrähen in der Stadt: An Brennpunkten ist Toleranz gefragt -  wuerzburg24.com

Saatkrähen in der Stadt: An Brennpunkten ist Toleranz gefragt

Würzburg – Jedes Jahr im Frühjahr ist es in Würzburg zu beobachten: Saatkrähen beginnen in Scharen mit ihrem Nestbau. Sie bevölkern hohe Bäume mit ihren Nestern, machen viel Lärm und hinterlassen Verschmutzungen. Die akustische Kommunikation, welche bei den Saatkrähen eine eminent wichtige Rolle spielt, wird vom Menschen oftmals als störend empfunden, weshalb die Saatkrähen nicht überall willkommen sind.

Insbesondere viele Anwohner in der Erthalstraße oder am Wittelsbacher Platz fühlen sich durch die Rufe der Krähen gestört und empfinden deren Hinterlassenschaften als unzumutbare Belästigungen.

Was für viele Anwohner in der Nähe der Krähenkolonien eher als unliebsame Plage empfunden wird, ist für andere hingegen ein unvergleichliches Naturschauspiel. Sie weisen darauf hin, dass die Saatkrähen vor allem Nützlinge sind, die wichtige ökologische Funktionen erfüllen.

Tatsache ist, dass die Saatkrähen nach europäischem und bundesdeutschem Recht  zu den besonders geschützten Vogelarten gehört. Brut- und Nistplätze dürfen daher grundsätzlich nicht entfernt, zerstört oder in sonstiger Weise beeinträchtigt werden.

Diesen Schutz brauchen die Saatkrähen auch, deren Bestand bis 1955 durch intensive menschliche Verfolgung auf nur noch 600 Brutpaare bayernweit stark dezimiert wurde. Zwischenzeitlich hat sich der Bestand mit ca. 7.083 Brutpaaren einigermaßen erholt. In Unterfranken kommt die Saatkrähe heutzutage nur noch in den Regionen Würzburg und Schweinfurt vor. Seit einigen Jahren hält sich hier der Bestand mit ca. 500 kartierten Brutpaaren ebenfalls relativ stabil.

Entwarnung ist jedoch nicht angezeigt. Nach wie vor steht die Saatkrähe in Bayern auf der Vorwarnliste der gefährdeten Brutvögel und immer wieder wird ihre Daseinsberechtigung in Frage gestellt, nämlich dann, wenn es Konflikte mit unmittelbaren Anwohnern gibt. Dann sind die Rabenvögel gar nicht gerne gesehen, werden zu gern verscheucht, man will sie einfach nicht haben.

Solche Brennpunkte befinden sich in Würzburg aktuell in der Erthalstraße oder am Wittelsbacher Platz. Viele Krähen erzeugen hier tatsächlich unliebsamen Lärm und Dreck. Der Höhepunkt ist Mitte März, wenn sie die Eier legen und ein Ende der Belästigungen kehrt schon im Mai wieder ein, wenn die Jungvögel flügge geworden sind.

Um die Anwohner zu entlasten und den Konflikt zu entspannen, hat die Stadt Würzburg im Februar 2011 mit Ausnahmegenehmigung der höheren Naturschutzbehörde in der Erthalstraße acht unbewohnte Nester entfernt. Vorausgegangen ist eine sorgfältige Abwägung der Gesamtsituation.

Möglichen Vertreibungen allerdings bergen aller Erfahrung nach in der Regel auch die Gefahr, dass sich die Kolonie in mehrere Teilkolonien aufsplittert. Erreicht ist dann häufig eine Vervielfachung oder Verlagerung der Probleme, nicht aber eine Lösung.

Übergriffe in Eigeninitiative, die zur Beeinträchtigung, zur Zerstörung einzelner Koloniestandorte bzw. zur Vertreibung der Vögel führen, machen alleine deshalb schon keinen Sinn und sind ohnedies eindeutig verboten. Sie können mit einem Bußgeld bis 10.000 Euro geahndet werden.

Die Stadt appelliert daher an die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, die Unannehmlichkeiten möglichst zu tolerieren und sich mit der vorhandenen Situation zu arrangieren. So ist es für die Parkplatzbenutzung durchaus möglich, das Fahrzeug in der Hoch-Zeit der Krähen abzudecken oder an einem anderen Ort zu parken.


Bild: Jedes Jahr im Frühjahr ist es in Würzburg zu beobachten: Die Saatkrähen beginnen wieder in Scharen mit ihrem Nestbau. (Foto: Ralf Zierold / Pixelio.de)

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