Würzburg – Bei der Stadtbiotopkartierung 2001 wurden in Würzburg allein rund 150 Bienenarten nachgewiesen. Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlinge sind in der Natur unersetzlich und leisten einen grundlegenden Beitrag zur Fülle der Tiere und Pflanzen und damit auch zu unserer Ernährung. Das Stadtgebiet Würzburg beherbergt eine große Vielfalt dieser Bestäuber.
Sehr wichtige Biotope für Bestäuber sind alte Steinbrüche, Magerrasen oder Streuobstwiesen, jedoch auch landwirtschaftliche Felder und Wiesen. Die Lebensbedingungen vieler heimischer Insekten und Wildkräuter haben sich aber in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert und ihre Bestände sind vielfach entsprechend gesunken. Ein Grund dafür ist neben dem Flächenverlust die Intensivierung der Landwirtschaft: im Sommer gibt es in der Flur immer weniger Wildkräuter auf und an den Feldern und Wiesen.
Eine Maßnahme, um dem Artenschwund gezielt entgegenzuwirken, ist die Anlage von Blühflächen durch Ansaat von Blühmischungen auf Ackerflächen. Diese Blühflächen bieten Lebensraum, Nahrungsgrundlagen und Rückzugsmöglichkeiten für verschiedenste Tierarten. Viele Insekten wie Bienen und Schmetterlingen besuchen die Blüten gerade im Frühling und Sommer zur Nahrungsgewinnung. Im Winter stellen die Blühbrachen für Vögel energiereiche Samen als überlebenswichtige Nahrung bereit.
Auch von der Stadt Würzburg werden daher vermehrt eigene Flächen zur Anlage von Blühflächen bzw. Blühbrachen genutzt. Im Jahr der Landesgartenschau kommen gut 7.000 m² neue Blühflächen dazu, die in Oberdürrbach und im Rottenbaurer Grund gemeinsam mit Landwirten angelegt wurden. Weitere Blühflächen sind bereits in Planung.
Beim Aussaattermin auf einer neuen Blühfläche im Rottenbaurer Grund Ende April 2018 erläutert der Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner: „Jüngst veröffentlichte Zahlen weisen auf einen dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland hin. Dies ist umso besorgniserregender, als Vögel und Fledermäuse die Insekten dringend als Nahrung benötigen und sehr viele Wildpflanzen auf Bestäuber angewiesen sind – bleiben die Insekten weg, so sind auch diese Tiere und Pflanzen massiv gefährdet. Hier gilt es auch als Stadt entgegenzuwirken.
Bei der Pflege vieler Flächen, tun wir dies seit langem. Die zusätzlichen Blühflächen sind ein weiteres wichtiges Element. Heute haben wir eine Mischung mit über 40 verschiedenen, mehr- und einjährigen Blühpflanzen angesät. Es wird also über die gesamte Vegetationsperiode hinweg Blüten geben und das Erscheinungsbild wird sich stetig ändern. Das ist nicht nur eine Bereicherung für das Landschaftsbild, sondern es entstehen wieder essentielle Lebensräume für Insekten und einige andere Tiere der Agrarflur wie z.B. für die Feldlerche und an geeigneten Stellen auch für den Feldhamster.“
Eine große Vielfalt an Blühpflanzen ist auch deshalb wichtig, weil zum Beispiel viele Wildbienen – anders als die Honigbiene – auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind. „Deckel und Topf müssen da genau zusammenpassen“ erklärt Wolfgang Kleiner.
Auch Haus- und Vorgärten sowie Innenhöfe, Balkone und Bauwerksbegrünungen bergen häufig ein großes Aufwertungspotenzial für blütenbesuchende Insekten. Wolfgang Kleiner: „Durch die Anlage von Blühflächen kann auch im heimischen Garten etwas für Wildbienen und andere Bestäuber getan werden. Unter anderem am Tag der biologischen Vielfalt – am 18. Mai 2018 von 10 bis 17 Uhr auf dem oberen Markt – stellen wir Gartenbesitzern verschiedene Blühmischungen für kleinere Blühflächen, ob im Garten oder in Pflanzkübeln, zur Verfügung. Auch mit unserem neuen Förderprogramm stadt.grün.würzburg unterstützen wir Eigentümer bei der naturnahen Umgestaltung ihrer Liegenschaften“.
Bild: Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner (2.v.l.) gemeinsam mit Günter Wolf, Jakob Frommer und Jonas Renk (v.l.) vom Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz bei der Einsaat der neuen Blühfläche im Rottenbaurer Grund. (Foto: Julian Gaida, Stadt Würzburg)