Würzburg – Malen kraft seiner Gedanken, ohne jeglichen Muskeleinsatz, nur mit einer Gehirn-Computer-Schnittstelle (Brain Computer Interface): Das ist seit einigen Jahren Realität – dank der Forschung im Team von Andrea Kübler, Professorin am Institut für Psychologie der Universität Würzburg.
„Brain Painting“ kann für Menschen, deren Körper komplett gelähmt ist und die mit ihrer Umgebung nicht mehr kommunizieren können, eine große Befreiung bedeuten.
„Brain Painting ist wie ein Sonntagsfrühstück für die Seele“, meint die „Gedankenmalerin“ Heide Pfützner (74) aus Leipzig, die sich – ebenfalls über eine Gehirn-Computer-Schnittstelle – auch in Textform äußern kann. Bei der Hobbymalerin und früheren Lehrerin wurde 2007 eine unheilbare Krankheit diagnostiziert, die zunehmend ihre ganzen Muskeln lähmt: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
Für ALS-Patienten wird Kommunikation mit anderen Menschen irgendwann unmöglich, weil sie nicht mehr sprechen, nicken oder blinzeln können. „Nach dreieinhalb Jahren Sprach- und Bewegungslosigkeit hat Brain Painting meinem Leben eine neue Ausdrucksform geschenkt“, so Pfützner.
Verbesserte Gehirn-Computer-Schnittstelle
Bis vor kurzem war Brain Painting nur mit größerem technischen Aufwand und kostspieliger Fachbetreuung möglich. Doch 2012 gelang dem Würzburger Forschungsteam um Andrea Kübler ein Durchbruch mit einer verbesserten Version, die gelähmte Menschen eigenständig zu Hause nutzen können. „Sie können dadurch ihren Emotionen wieder Ausdruck verleihen, kreativ kommunizieren und von der Außenwelt als schaffend wahrgenommen werden“, sagt Kübler. „Es ist für sie nicht nur eine immense Steigerung ihrer Lebensqualität, sondern auch ein neu gewonnenes Selbstwertgefühl.“
Bilder von Heide Pfützner am Marktplatz
Mit der verbesserten Brain-Painting-Version malt Heide Pfützner (Künstlername: HHEM) zu Hause in Leipzig seit zwei Jahren. Rund 45 Bilder, die sie am Computer geschaffen hat, sind nun erstmals in einer Ausstellung in Würzburg zu sehen, im ersten Stock des Volksbank-Forums am Marktplatz 2.
Die Ausstellung beginnt am 4. Juli und dauert bis 31. Dezember 2014. Geöffnet ist sie täglich von 9 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.