Rosenthal: "Bedeutsam für unsere Stadtgeschichte" -  wuerzburg24.com

Rosenthal: „Bedeutsam für unsere Stadtgeschichte“

Würzburg – „Es ist ein großer Tag heute, für die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Würzburg, aber auch für die Geschichte der Stadt. Denn ab heute kann die Wissenschaft und die Öffentlichkeit endlich teilhaben an dem, was der sensationelle Fund der Grabsteine vom mittelalterlichen Friedhof in Würzburg uns zu sagen hat“.

Mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Georg Rosenthal bereits bei der feierlichen Buchpräsentation im Shalom Europa zusammen mit Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch das dreibändige Werk „Die Grabsteine vom jüdischen Friedhof in Würzburg aus der Zeit vor dem Schwarzen Tod (1147-1346)“.

Professor Dr. Dr. Karlheinz Müller, einer der vier Herausgeber des Werks, hat seit dem sensationellen Fund der insgesamt 1445 mittelalterlichen Grabsteine im Jahr 1987 in der Pleich die Rettung, Bergung und schließlich umfassende Dokumentation der weltweit einmaligen Überreste dieser Epoche begleitet. Dies war logistisch und finanziell eine Mammutaufgabe, die der inzwischen emeritierte Theologe der Universität Würzburg wie er sich selbst bescheiden ausdrückt „mit vielen Förderern und Unterstützern nebenbei bewältigte“. Rosenthal überreichte er nun im Amtszimmer die drei Bände, die belegen, dass Juden schon im 12. Jahrhundert ein Teil der Stadt waren. Mehr noch: Im Mittelalter zählte Würzburg zu den wichtigsten Standorten jüdischer Gelehrsamkeit. Dies ist laut Rosenthal eine der zentralen Ergebnisse der Auswertung der Steine. Prof. Müllers persönlicher Verdienst um dieses wichtige Werk zur Stadtgeschichte wurde bereits in der Jahresschlusssitzung 2011 des Würzburger Stadtrats mit der Verleihung der Behr-Medaille unterstrichen.

Alle Würzburger haben nun die Möglichkeit über 800 Jahre alte Geschichte neu zu erleben. Was wäre hierfür besser geeignet als die Vortragsreihe „Steine! Nichts als Steine?“ der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Würzburg und Unterfranken? Prof. Müller wird zwischen dem 1. Februar und dem 28. März jeweils von 18.30 bis 19.15 Uhr im David-Schuster-Saal des „Neuen Jüdischen Gemeindezentrums Shalom Europa“ bei neun Veranstaltungen zu verschiedensten Aspekten der Studie tiefer in die Materie einsteigen, als dies bislang im Rummel um die Veröffentlichung möglich war.

Die internationale Beachtung der Neuerscheinung spiegelt sich auch im Verkauf. Bis Ende Januar gibt es das 2456 Seiten starke Werk von Karlheinz Müller, Prof. Simon Schwarzfuchs (Tel Aviv, Paris), Dr. Avraham (Rami) Reiner (Beer Schäva)und Edna Engel (Jerusalem) zum Subskriptionspreis von 198 €, danach kostet es 240 €. Schon jetzt sind über 100 Exemplare der kleinen Startauflage verkauft. Auch aus den Vereinigten Staaten gingen zahlreiche Bestellungen beim Wissenschaftlichen Kommissionsverlag Stegaurach ein. Auch die Universitätsbibliothek und die Stadtbücherei Würzburg haben sich Ausgaben gesichert; die drei Bände sind somit für jeden Würzburger komfortabel zugänglich beziehungsweise ausleihbar. Angesichts der zehn Kilo schweren Ausgabe, sollte man aber vor der Lektüre einen freundlichen Hinweis des Herausgebers unbedingt beachten: „Lassen Sie sich das Werk besser nicht auf den Fuß fallen!“.


Bild: Aufarbeitung eines Sensationsfundes: Professor Dr. Dr. Karlheinz Müller überreicht Oberbürgermeister Georg Rosenthal ein Exemplar des dreibändigen Werkes „Die Grabsteine vom jüdischen Friedhof in Würzburg aus der Zeit vor dem Schwarzen Tod (1147-1346)“. (Foto: Georg Wagenbrenner)

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