Auch er war ein politischer Flüchtling: Dr. Blagoy Apostolov. 1972 verließ der Sprachwissenschaftler seine damals kommunistische Heimat Bulgarien und machte sein Hobby, den Gesang, zum Beruf. 1975, im Alter von 35 Jahren, wurde er am Stadttheater in Würzburg engagiert und sang als lyrischer Bariton große Partien wie den Figaro im „Barbier von Sevilla“. Jetzt ist er mit dem „Tanzenden Schäfer“ ausgezeichnet worden.
„Als ich nach Würzburg kam, dachte ich: Das ist meine Traumstadt und ich bleibe hier, egal welchen Vertrag mir das Theater bietet“, erinnert sich Apostolov. Apostolov blieb seiner Traumstadt bis heute treu – und prägte das Würzburger Musikleben entscheidend mit. „Sie repräsentieren unsere Region auf der nationalen, internationalen Bühne“, zeigt sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt beeindruckt von Apostolovs Wirken, als er ihm den Tanzenden Schäfer überreichte.
Seinem Namen Apostolov macht der gebürtige Bulgarier alle Ehre: Er wird nicht müde, seine Passion, die Musik und ganz besonders die Oper als Gesandter den Menschen nahe zu bringen und sie dafür zu begeistern. Sein Leben hat er dem Schönen, dem Wissen und der Oper gewidmet. Dies belegt sein Werdegang eindrücklich: Nach fünf Jahren als lyrischer Bariton am Würzburger Theater war Apostolov als Sänger und Gesangspädagoge tätig und absolvierte 1.356 Auftritte auf deutschen und ausländischen Bühnen. Der Multibegabte, der fünf Sprachen fließend spricht, unterrichtete in Mantua, studierte in München, gründete das Trio Orphée und rief den Würzburger Opernkreis ins Leben.
1982 gründete Apostolov die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim, deren Intendant, Opernspielleiter und Regisseur er in einer Person war. Ohne festes Ensemble und ohne eigene Spielstätte holte er immer wieder Künstler von internationalem Renommee nach Würzburg oder tourte mit ihnen durch das Ausland.
2006 entdeckte er die Orangerie im Würzburger Hofgarten als Festspielort und machte sie auf eigene Kosten aufführungstauglich und bot mit dem Mozartsommer eine Ergänzung zum Mozartfest.
2012 löste Apostolov aus finanziellen Gründen die Veitshöchheimer Kammeroper auf. Dem opern-affinen Publikum ist er aber mit seinem 1985 gegründeten „Radio Opera“ erhalten geblieben. Er sendet in Würzburg auf den Frequenzen von Radio Charivari sonntags bis donnerstags zwischen 21 und 22 Uhr und mittags an Werktagen um 11.40 Uhr. Mittlerweile ist Radio Opera im Internet sogar weltweit hör- und erlebbar.
Apostolov liefert da, wie Oberbürgermeister Schuchardt anerkennend formuliert, „eine gelungene Mischung, die Oper allen zugänglich macht, eine One-Man-Show mit liebevoller Werbung für Würzburg.“ Dr. Blagoy Apostolov ist 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 2013 mit dem Bayerischen Verdienstorden für Kunst und Kultur ausgezeichnet worden.