Würzburg – Die Verleihung der Kulturmedaillen 2012 unterstrich, ehrenamtliches Engagement im kulturellen Leben ist in Würzburg wirklich eine „tragende Säule der Zivilgesellschaft“ wie Oberbürgermeister Georg Rosenthal in seiner Rede betonte.
Mit der Komparserie des Mainfranken-Theaters, dem Central-Programmkino und den Ehrenamtlichen Führerinnen und Führern im jüdischen Museum Shalom Europa wurden gleich drei große Teams und nicht etwa Einzelpersonen ausgezeichnet.
Für die musikalische Umrahmung sorgten Astrid Kohnen an der Harfe und Flötist Stefan Albers, beide Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Würzburg.
Ballettdirektorin Anna Vita sprach die Laudatio für die Komparserie. Das gab ihr auch die Möglichkeit, sich einmal persönlich bei den Kleindarsteller zu bedanken, die nicht fürs Geld oder den persönlichen Ruhm bis zu 20 Proben vor einer Premiere absolvierten, sondern wirklich aus Liebe zum Theater: „Die Namen der einzelnen Akteure erscheinen nicht einmal im Programmheft, dort steht dann nur: Komparserie des Mainfrankentheaters“. Aufwendige Produktionen wie der Sommernachtstraum oder die Orestie werden regelmäßig von diesen Enthusiasten „gerettet“ beziehungsweise wären sonst für Würzburg wohl eine Nummer zu groß. Stellvertretend für ein großes „Ensemble“ nahmen Reinhold Stauder und Gaby Segert die mit 500 € dotierte Auszeichnung der Stadt entgegen und griffen euphorisch das Plädoyer für Investitionen in Kultur und Bildung auf, das Kulturreferenten Muchtar Al Ghusain in seiner Begrüßungsrede gehalten hatte: „Wir sagen auch lautstark Ja zu unserem Theater!“ betonte Segert gerne weitermachen zu wollen, auch wenn Sie im Alltag für ihre Mühen oft nur den Kommentar ernte: „Was, da hast du mitgemacht? Ich habe dich gar nicht gesehen!“.
Und auch das Programmkino Central setzt regelmäßig andere Menschen in Szene – vorzugsweise die Schauspieler in Arthouse-Filmen, die in Würzburg nach Kinoschließungen keine Leinwand mehr für sich hatten. Das Genossenschaftskino sprang in die Bresche und bekam nun gerade zwei Jahre nach Eröffnung die hohe Auszeichnung. Christiane Schleindl, Vorsitzende des Bundesverbands für kommunale Filmarbeit, sprach in ihrer Laudatio von einer deutschlandweit einmaligen Initiative, die sich auf 500 Genossinnen und Genossen und ein Team von rund 60 ehrenamtlichen Helfern stützen kann. Viel Lob gab es für die gefunden Formate und zahlreiche Kooperationen. Die Kulturmedaille begriff Heidrun Podszus, die zusammen mit David Herzog den Pries entgegen nahm, auch als Motivation im Vorfeld des mittelfristig anstehenden Umzugs in die Zellerau und fügte mit einem Augenzwinkern Richtung Schleindl und Kulturreferent hinzu: „Ob einer der drei Kinosäle in der Zellerau nicht doch noch ein kommunales Kino werden kann, darüber können wir ja noch einmal reden“.
Über 100 Personen wurden schließlich auch mit der dritten Kulturmedaille des Abends bedacht. So viele Freiwillige wurden 2006 und 2008 von Prof. Dr. Karlheinz Müller zu SynagogenführerInnen ausgebildet. Oberbürgermeister Georg Rosenthal hielt die Laudatio für ein außergewöhnliches Projekt, dessen Grundlage großes Vertrauen der israelitischen Gemeinde in diese christlich-jüdische Kooperation gewesen sei. Auch den Volunteers sei es zu verdanken, dass sich das Shalom Europa, indem man sich über die Grundlagen des Judentums sowie die dort aufbewahrten *Grabsteine aus der Pleich“ informieren kann, schnell zu einem Publikumsmagneten wurde. Alexandra Golosovskaia und Annette Taigel nahmen die Medaille entgegen und bedankten sich für die Auszeichnung bei der Stadt und Richtung *Arbeitgeber“ Shalom Europa für die flachen
Hierarchien und zahlreiche Fortbildungsangebote.
Beim anschließenden Empfang im Foyer ließen rund 250 Ehrengäste den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. Einer der Preisträger fehlte zu diesem Zeitpunkt schon wieder. Die Bühne des Mainfrankentheaters brauchte ihn für die zweite Reihe.