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Kabarettistisches im Ratssaal

Würzburg – Die Mitglieder des Vergabegremiums für die Kulturpreise und Kulturförderpreise haben bei ihrer Empfehlung an den Stadtrat 2012 in doppelter Hinsicht ein gutes Händchen bewiesen. Die Auszeichnungen – allen voran der Kulturpreis für den Bockshorn-Leiter und Regisseur Mathias Repiscus – ernteten viel Applaus und Zustimmung beim Festakt im Ratssaal und die Gäste konnten sich ganz nebenbei dank der Ausgezeichneten auch über einen sehr unterhaltsamen Abend freuen.

„Ich nehme diesen Preis an!“, parodierte Mathias Repiscus Kritiker-Papst Marcel Reich-Ranicki zu Beginn seiner Dankesworte. Die große Geste passte, schließlich hatten sich zuvor Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Kulturreferent Muchtar Al Ghusain dafür bedankt, dass der kritische und unabhängige Geist der Stadt Würzburg diese Ehre überhaupt erweist. Damit aber genug der gegenseitigen Ehrerbietungen.

Der Kabarettist Mathias Tretter frotzelte in seiner Laudatio liebevoll über Repiscus, der als Kabarettregisseur kein Unmensch sei. Er sei noch schlimmer. Als „Spargelstecher der Darstellenden Künste“ verstehe er es aber, durch seine seltene Mischung aus Expertentum und Professionalität, Anderen zum großen Auftritt zu verhelfen. Oberbürgermeister Rosenthal bezog in sein Lob für die deutschlandweit renommierte Kleinkunstbühne, die in den vergangenen zehn Jahren viele Stars der Szene nach Würzburg holte, auch ausdrücklich Ehefrau Monika mit ein. Ein Familienbetrieb, der auch das Kulturspeicher-Areal zweifellos sehr bereichere.

Die mit 2.500 Euro dotierten Kulturförderpreise gingen in diesem Jahr an zwei Musiker und eine Fotografin. Marco Netzbandt ist nicht nur ein begnadeter Arrangeur am Jazz-Piano. Karsten Stracke betonte in seiner Laudatio zudem die menschlichen und pädagogischen Qualitäten Netzbandts. Von seinem Können profitierten Schüler und zahlreiche Bandprojekte gleichermaßen. Die ebenfalls gelobte Bescheidenheit, stellte der Preisträger gleich unter Beweis. Er bedauerte nach so viel Lob – auch aufgrund seiner Bewegtheit – keine Kostprobe seines Spiels abliefern zu können.

Diese Kostprobe gab es dann aber vom jüngsten bislang ausgezeichneten Kulturförderpreisträger der Stadt Würzburg. Johannes Pfeuffer, der in Würzburg geborene Klassik-Saxophonist, der heute mit 22 Jahren nach vielen Auszeichnungen und Förderungen am Konservatorium von Amsterdam sein Können weiter verfeinert, bezauberte die Festgäste auch mit sehr modernen Saxophon-Klängen. Kulturamtsleiter Johannes Engels gab dem zweimaligen Bundessieger bei „Jugend musiziert“ mit auf den Weg: „Es soll so weiter gehen. Ich möchte noch vieles von Dir hören!“ Engels wurde – auch durch die von ihm organisierte „Junge Philharmonie“ – früh auf das Ausnahmetalent Pfeuffers aufmerksam und die beiden begeisterten Musiker tauschen sich bis heute bei jedem Heimatbesuch Pfeuffers aus.

Mit Katrin Heyer wurde eine junge erfolgreiche Fotografin ausgezeichnet, die es laut Oberbürgermeister versteht „mit der Kamera und dem sicheren Gefühl für den jeweiligen Augen-Blick ein Bild vom Verstand, vom Auge und vom Herzen aus zu erfassen“. Laudator Karl-Georg Rötter hatte einige Beweisfotos mitgebracht, die er an der großen Leinwand im Ratssaal präsentierte. Viele der Werke sind durch Ausstellungen und Plakate – zuletzt beispielsweise für die Schau „Gott weiblich“ – in Würzburg schon sehr bekannt. Rötter lobte die Kontinuität im künstlerischen Werk der Wahlwürzburgerin und die ungewöhnlich gute Laune mit der sie auch fotografische Auftragsarbeiten erledige. Heyer strahlte bei ihrer Dankesrede passender Weise auch über beide Ohren. Sie bedankte sich bei allen „Türöffnern“, die es Ihr nach dem Studium in Würzburg und Stationen in Darmstadt und Essen ermöglichten in Würzburg schnell professionell Fuß zu fassen.

Für die musikalische Umrahmung sorgten beim Festakt nicht nur das Duo Ivan Turkalj (Violoncello) und Oliver Wehlmann (Klavier). Die a capella band „Viva Voce“ brachte dem Preisträger Repiscus noch ein Extraständchen. Beim anschließenden Empfang im Rathausfoyer ließ es sich das Quintett auch nicht nehmen mit einem musikalischen Trinkspruch den gemütlichen Teil einzuläuten.


Bild: Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Laudator Karsten Stracke, der Pianist Marco Netzbandt, Bürgermeister Adolf Bauer, der Leiter des Bockshorn-Theaters Mathias Repiscus, Laudator Mathias Tretter, die Fotografin Katrin Heyer, Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, der Saxophonist Johannes Pfeuffer, Laudator Karl-Georg Rötter, Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake. (Foto: Georg Wagenbrenner)

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