Würzburg – Theoretisch kann es den Ausstellungsbesuchern passieren, dass sie sich in den Ölgemälden von Dorothee Simons wiedererkennen. Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret.
Die in Karlsruhe lebende Künstlerin ist in Würzburg geboren und nun präsentiert sie im Rathaus zahlreiche Szenen aus der immer wieder gerne besuchten alten Heimat: Menschen beim Brückenschoppen, bei Erledigungen in der Semmelstraße oder als Passanten in der verregneten Juliuspromenade.
Kulturreferent Muchtar Al Ghusain beschrieb bei der Vernissage den eigenen Blick der Malerin als „unsentimentale Mischung aus den berühmten Sehenswürdigkeiten Würzburgs und alltäglichen Elementen“. Die Bilder entstehen nach Fotos. Doch während wir uns im Zeitalter von Digitalfotografie und Photoshop daran gewöhnt haben, dass Alltag oft makellos und inszeniert aussieht, übernimmt die Malerin „störende“ Verkehrsschilder, Stromleitungen oder Werbeflächen prominent auf die Leinwand. Auch die Menschen werfen sich nicht in Pose, sondern stehen, laufen oder fahren eher zufällig in oder aus der Anordnung.
Dorothee Simons (Jahrgang 1965) studierte in Stuttgart und Braunschweig Freie Kunst (Malerei, Grafik, Druckgrafik). Zu den Lehrern der Meisterschülerin von 1999 gehört Prof. Arwed D. Gorella, der den fast schon expressionistischen Farbeinsatz Simons als „meist verhaltene, manchmal unbändige, auch naive Freude am Sehenkönnen und Sehenlassen“ beschrieb.
Die Werkschau „Der Augenblick zählt“ ist noch bis zum 29. Juni im Oberen Foyer des Rathauses zu sehen. Würzburg nimmt einen großen Stellenwert in dieser Ausstellung ein; wenn ein Gemälde aber beispielsweise auch ein Planeten-Stillleben mit Fantasie-Raumschiff zeigt, muss man wohl von einer Motivwahl sprechen, die sich bisweilen auch weit von Mainfranken entfernt.
Die häufig 50 x 60 Zentimeter großen Formate kann man auch erwerben, Kontakt: dorotheesimons@web.de.