Würzburg – Sanierungsbedürftig sind die Gemäuer des Mainfränkischen Museums. Doch in die Jahre gekommen ist das Museum keinesfalls. Das hat der Freitagabend mit Festakt und Gala-Nacht zum 100. Geburtstag und Eröffnung der Jubiläumsausstellung „Ans Werk“ bewiesen. Doch neben allen musikalischen, kulturellen und kulinarischen Genüssen wurde es auch ernst.
Denn die Hoffnungen sind groß, dass die Sanierung des Museums mit vom Freistaat getragen und es zum Landesmuseum ausgebaut werde. Dies hatte auch Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel als Vorsitzender des Zweckverbandes Mainfränkisches Museum Bezirk Unterfranken in seinem Grußwort deutlich gemacht. Und tatsächlich machte sich Staatsminister Markus Söder (Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, „Ich bin begeisterter Franke“) in seiner launigen Rede in Würzburg stark für „eine vernünftige Lösung“.
Sein Wunsch, so Söder, sei „die große Lösung, der großen Wurf“, statt einzelner kleiner Sanierungsschritte. Er bot dem Betreiber des Museums, dem Zweckverband Mainfränkisches Museum getragen von der Stadt Würzburg und dem Bezirk Unterfranken, den Dialog an und deutete einen mehrstelligen Millionenbetrag innerhalb von zehn Jahren an, der hier investiert werden solle: „Mehr nach Würzburg, weniger nach München.“
Als Hausherr der Festung sozusagen, der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, sehe er sich in der Verpflichtung, hier große Visionen zu haben. „Es gibt kaum einen Filmbericht über Bayern ohne die Festung, sie ist ein Wahrzeichen für ganz Bayern und nachdem das Museum Bayerischer Landesgeschichte nach Regensburg vergeben wurde, ist jetzt die Gelegenheit, das Mainfränkische Museum zu stärken und zu einem Museum fränkischer Geschichte auszubauen.“
100 Jahre zurück
Oberbürgermeister Georg Rosenthal beleuchtete in seinem Grußwort die 100-jährige Geschichte des Mainfränkischen Museums, das am 17. Mai 1913 als „Fränkisches Luitpoldmuseum“ im Beisein des Kronprinzen Luitpold und seiner Familie feierlich eröffnet wurde. 227.500 Mark investierte damals die Stadt Würzburg zu zwei Dritteln, den Rest steuerten die Kreisgemeinde, das Generalkonservatorium und der Fränkische Kunst- und Altertumsverein bei. In der Würzburger Maxstraße befand sich das Luitpoldmuseum. 1939 wurde die Gesellschaft „Fränkisches Luitpoldmuseum“ durch Stadtratsbeschluss „im Einverständnis mit dem Gauleiter“ aufgelöst, das Museum wurde eine rein städtische Einrichtung und in Mainfränkisches Museum umbenannt. 1946 entschloss sich der Stadtrat den Namen beizubehalten, da er den regionalen Charakter des Museums betont. Am 16. März 1945 wurde das Museumsgebäude in der Maxstraße zerstört, fast alles war verloren oder stark beschädigt. Max Hermann von Freeden gelang es als Leiter nach der Zerstörung, Kunstwerke zu bergen und das Museum in der Festung Marienberg einzurichten. Mit zahlreichen Neuerwerbungen und Leihgaben wurden die kriegsbedingten Verluste ausgeglichen und die Räume auf der Festung nach damals neuesten museologischen Gesichtspunkten eingerichtet. 1967 öffnete die volkskundliche Abteilung, zahlreiche Sonderausstellungen lockten große Besucherströme ins Museum. Die in die Jahre gekommene Präsentation der Schausammlung wurde von Hans-Peter Trenschel mit der Neugestaltung des Riemenschneider- des Fayence- und des Barocksaales angepasst.
In die Gegenwart und in die Zukunft
Heute kämpft das Museum hinter den Kulissen mit einem dringenden Sanierungsbedarf der Gebäudeinfrastruktur. Auch eine Neukonzeption der Präsentation drängt sich in diesem Zusammenhang auf. „Nachdem im letzten Jahr Ministerpräsident Seehofer das Mainfränkische Museum zu einem Leuchtturmprojekt der Kulturoffensive Bayern gemacht hat, indem es zu einem Landesmuseum ausgebaut werden soll“, wünscht sich Oberbürgermeister Georg Rosenthal, „sind wir hoffnungsfroh, dass mit einer Beteiligung des Freistaates dem Mainfränkischen Museum nun zum 100. Geburtstag eine Jahrhundertchance gegeben wird.“ Als Eröffnungstermin, so Rosenthal, würde sich das Jahr 2025 anbieten: „500 Jahre nach dem Bauernkrieg, in dem enormer Blutzoll geleistet wurde um das Joch abzuschütteln und 100.000 Menschen ihr Leben ließen.“ Ein bayerisches Landesmuseum mit tiefer fränkischer Prägung würde den Kreis wieder schließen zum „Fränkischen Luitpoldmuseum“.
Museumsleiterin Claudia Lichte führte die Besucher kurz ein in die Jubiläumsausstellung „Ans Werk“. In zahlreichen Inseln finden sich Kunstgeschichte(n), Neuzugänge aus Schenkungen, aber auch Werke aus dem Depot, Leihgaben des Bayerischen Nationalmuseums, dem Staatsarchiv oder der Diözese Würzburg. Die Ausstellung ist absolut sehenswert und bietet spannende Geschichten in zwölf Themeninseln wie „Wahrnehmung Werbung Wettbewerb – Künstler-Selbstportraits“, „Ritter, Recken, holde Fräulein – Kindheit, Erziehung und Bildung im Mittelalter“ oder „Entrechtet – beraubt – ermordet: Das Schicksal der Jüdin Maria Mühlfelder im ‚Dritten Reich’“, aus deren Besitz sich einige Stücke im Mainfränkischen Museum befinden. „Wir sind kein Museum im Elfenbeinturm“, schloss Claudia Lichte, „sondern freuen uns auf eine Chance zur Neuausrichtung.“ So versteht sich auch der Titel der Jubiläumsausstellung „Ans Werk“ ganz doppeldeutig: „Ans Werk – ans Original“ und gleichzeitig „Machen wir uns ans Werk“.
Die Ausstellung „Ans Werk“ ist zu sehen von 18. Mai bis 6. Oktober 2013 zu den Öffnungszeiten Di-So 9-18 Uhr (diese gelten übrigens jetzt auch für das Fürstenbaumuseum).
Der Festakt wurde musikalisch gerahmt von „akustischen Zwischenspielen“ der Percussionsklasse der Hochschule für Musik unter Professor Marc Christopher Lutz, die großen Beifall der Gäste fanden. Während der Gala-Nacht fanden in verschiedenen Räumen des Mainfränkischen Museums und im Fürstenbaumuseum zahlreiche Darbietungen statt: Musik, Dichtung, Impro-Theater, Songs, Licht-Illuminationen, Karikaturen-Zeichnen und Jonglage. Ein rundum gelungener, lebendiger Festakt, der dazu noch von einer großen Hoffnung getragen wurde.