Würzburg – Vor 20 Jahren hat Diakon Uwe Holschuh zusammen mit dem damaligen Leiter der Internetredaktion, Walter Sauter, die Internetseelsorge in der Diözese Würzburg gegründet. „Bald schon waren es mehr Anfragen, als die Seelsorger bearbeiten konnten“, sagt Walter Lang, Diözesanbeauftragter für Internetseelsorge. Am Freitag, 30. November 2018, feiert die Internetseelsorge das 20. Jubiläum mit einem Festakt im Würzburger Burkardushaus.
„Auf einem geschützten Server können Menschen sehr niederschwellig ihre Anliegen, was sie bedrückt oder wo sie Hilfe benötigen, per E-Mail an die Seelsorger schreiben“, erklärt Lang. Die anonyme und passwortgeschützte Beratung sei von Anfang an wichtig gewesen. „Wenn wir uns über normale E-Mails austauschen würden, wäre das wie eine Postkarte, die auch jeder lesen kann.“
Die ersten Nutzer vor 20 Jahren seien vorwiegend jüngere Personen gewesen. Inzwischen würden aber auch 60-Jährige das Angebot nutzen. „Die Themen sind dabei ganz unterschiedlich: Beziehungskrise, Depression, Sinnfragen oder schambesetzte Themen, die man nicht aussprechen will oder aussprechen kann.“ Mit Hilfe des Vornamens des jeweiligen Seelsorgers, einem Foto und einer kurzen Beschreibung könne der Ratsuchende sich einen Seelsorger aussuchen und diesen anschreiben.
„Manche Ratsuchenden schreiben zwei oder drei Seiten, andere halten sich kurz und formulieren eine Art Hilferuf“, sagt Lang. Über die Jahre hinweg sei ihm aufgefallen, dass sich das Kommunikationsverhalten verändert habe. „Früher hatte die Mail noch die klassische Briefform mit Anrede und Grußformel.“ Auf der Plattform werde darauf hingewiesen, dass die Internetseelsorge eine Form der Kurzzeitberatung darstelle. „Das heißt, es gehen sechs bis acht E-Mails hin und her.“ Wer speziell zu kirchlichen oder christlichen Themen Unterstützung sucht, könne dagegen über einen längeren Zeitraum eine geistliche Begleitung auf der Webseite der Internetseelsorge anfragen.
Viele Menschen erzählten am Ende ihrer Mail, dass es ihnen schon jetzt geholfen habe, ihr Anliegen einmal aufzuschreiben und dabei die Gedanken zu sortieren, erklärt Lang. Als Internetseelsorger sei man aber immer gefordert, sich auf das Beschriebene einzulassen und aus den Buchstaben Bilder entstehen zu lassen. Durch Rückfragen und den E-Mail-Austausch würden diese Bilder dann verifiziert und konkretisiert.
Dennoch seien die Seelsorger keine Therapeuten oder Psychologen. „Manchmal merkt man, das geht so nicht weiter. Dann ermutigen wir den Ratsuchenden, zu einer Beratungsstelle zu gehen.“ Dass die Kirche auf diese Art und Weise im Internet präsent sei, sieht Lang als einen Vorteil. Zum Teil kämen die Ratsuchenden aus einem kirchlichen Milieu, viele seien aber auch der Kirche fern und nutzen die Plattform, um „einfach mit einem Menschen zu schreiben, der mir zuhört“.
Aus dem Bistum Würzburg stehen 20 Haupt- und Ehrenamtliche für die Internetseelsorge zur Verfügung. Regelmäßig erhalten sie Fortbildungen und Supervision, um sich auszutauschen und Frust aus abgebrochenen Beratungen oder eigene Sorgen loszuwerden. „Seine eigenen Grenzen zu kennen, ist auch für uns sehr wichtig.“ Aus diesem Grund berate ein Seelsorger nur drei bis vier Personen gleichzeitig.
Die Plattform internetseelsorge.de ist ein diözesanübergreifendes Seelsorgeangebot. An der Plattform beteiligt sind das Erzbistum Freiburg sowie die Bistümer Aachen, Mainz, Speyer, Erfurt und Osnabrück. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.internetseelsorge.de oder www.internetseelsorge.bistum-wuerzburg.de.
Bild: Anonyme Beratung erhalten Ratsuchende bei der Internetseelsorge der Diözese Würzburg im Internet unter www.internetseelsorge.de. (Foto: Rebecca Hornung / POW)