Würzburg – Nach über 260 Jahren werden die Kapuziner im Oktober 2014 das Käppele in Würzburg verlassen. Das haben die Deutsche Kapuzinerprovinz und das Bistum Würzburg gestern mitgeteilt. Neuer Rektor und Wallfahrtsseelsorger am Käppele wird Josef Treutlein (63), bisher Pfarrer in Würzburg-Grombühl.
Derzeit betreuen drei Kapuziner den traditionsreichen Wallfahrtsort, der als Beichtort geschätzt ist und an dem vor allem zahlreiche Trauungen gefeiert werden.
Bis Mitte Oktober 2014 werden die Patres Matthias Doll (71), Siegbert Mayer (72) und Joachim Wrede (59) alle Seelsorgetermine am Käppele wahrnehmen.
„Damit geht eine lange Tradition an diesem für das Frankenland so bedeutsamen Heiligtum zu Ende. Wir bedauern diesen Schritt, aber die Personalsituation zwingt uns zur Reduzierung und Konzentration“, schreibt Pater Marinus Parzinger, Provinzialminister der Deutschen Kapuzinerprovinz, an Bischof Friedhelm Hofmann. Er hoffe und wünsche, dass sich die Menschen, denen dieser Wallfahrtsort kostbar ist, auf die neue Situation einlassen würden und sich unterstützend einbrächten, betont der Provinzialminister. Die Diözese Würzburg steht nach Angaben des Bischofs zur Bedeutung des Käppele als wichtigem Wallfahrtsort im Bistum Würzburg.
Der neue Rektor und Wallfahrtsseelsorger am Käppele ist für die Aufgabe bestens geeignet. Treutlein ist Initiator des Fränkischen Marienwegs und wird neben seiner Tätigkeit am Käppele weiterhin Pilgertage auf dem Fränkischen Marienweg anbieten und geistlich begleiten. Sein Amt als Pfarrer von Grombühl gibt er mit dem Wechsel ans Käppele ab, ebenso beendet er vorzeitig seine zusätzliche Aufgabe als Wallfahrtsseelsorger in Schönstatt (Vallendar) zum 1. November 2014. Am Käppele sollen ihn künftig ein Ruhestandspriester und ein in Würzburg ansässiger Ordenspriester in der Seelsorge unterstützen.
Die Wallfahrtskirche wird von der Kirchenstiftung Käppele verwaltet. Eine Innenrenovierung in zwei Bauabschnitten ist in den kommenden Jahren geplant. Das Kloster und der Garten sind Eigentum der Kapuzinerprovinz, die das Gebäude samt Grundstück aber an die Diözese Würzburg verkaufen will. Derzeit gibt es erste Verhandlungen. Nach Angaben des Provinzialministers soll den Freunden des Käppele sowie den letzten Kapuzinerbrüdern am Käppele ein Abschiedsfest im Herbst helfen, loszulassen und für den weiteren Weg Kraft zu schöpfen. Bei dieser Feier soll auch der Dank der Diözese Würzburg für das prägende Wirken der Kapuziner in all den Jahrhunderten deutlich werden.
Die Kapuziner und das Würzburger Käppele
Seit dem Jahr 1749 wirken Kapuziner am Würzburger Käppele auf dem Nikolausberg. Sie betreuen seither die Wallfahrt zur Schmerzensmutter, die sich im Dreißigjährigen Krieg entwickelt hat. Das am Berghang über dem Main gelegene Gotteshaus gilt als eine der schönsten Kirchen in Franken. 1640 stellte ein Mainfischer einen Bildstock mit der Darstellung der Gottesmutter mit dem Leichnam Jesu im Schoß an der Stelle der heutigen Wallfahrtskirche auf. Bald gab es mehrfach Berichte von wunderbaren Heilungen, später auch von nächtlichen Lichterscheinungen, die die Wallfahrt zusätzlich beflügelten. 1650 wurde eine erste kleine Kapelle errichtet, mehrere Anbauten und Vergrößerungen folgten. Die heutige Wallfahrtskirche wurde von 1748 bis 1778 nach Plänen des Baumeisters Balthasar Neumann errichtet. Bereits seit 1754 feiert im Käppele monatlich die Maria-Schmerz-Bruderschaft ihren Gottesdienst. Die Innenausstattung im Stil des Rokoko und Frühklassizismus erfolgte zwischen 1750 und 1800. Die Stuckaturen stammen von Johann Michael Feichtmayr, die Fresken malte Matthäus Günther. Bedingt durch die Wirren der Säkularisation erfolgte die Weihe des Gotteshauses erst im Jahr 1824.
Der Treppenaufgang mit seinen fünf Terrassen, wesentlicher Teil der Kirchenanlage, wurde 1761 bis 1778 von Dominikus Ickelsheimer errichtet, die Stationskapellen 1764 gebaut. Die Würzburger Bildhauer Peter und Simon Wagner schufen die 77 lebensgroßen Figuren der 14 Kreuzwegstationen zwischen 1767 und 1778. Diese zeigen den Leidensweg Christi von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung. Komplett saniert wurde der Stationsweg in den Jahren 2002 bis 2006. Die Kirche wird täglich von vielen Einzelpilgern besucht. Häufig wird auf dem Stationenweg der Kreuzweg gebetet, am Vorabend des Kirchweihfests stets in Form einer Lichterprozession. Im Sommer ist das Käppele vor allem für Trauungsgottesdienste gefragt. Der Orden der Kapuziner ist eine katholische Ordensgemeinschaft, die auf den heiligen Franziskus zurückgeht. In Deutschland gibt es derzeit rund 140 Kapuziner in 16 Niederlassungen.
Zur Person: Pfarrer Josef Treutlein
Der künftige Wallfahrtsseelsorger und Rektor des Käppele, Josef Treutlein, ist derzeit Pfarrer von Würzburg-Sankt Josef (Grombühl), Pilgerseelsorger für den Fränkischen Marienweg und mit einem Drittel seiner Tätigkeit für die Wallfahrtsseelsorge in Schönstatt (Vallendar) freigestellt.
Der 1951 in Bad Königshofen im Grabfeld geborene Treutlein wurde am 27. Juni 1976 in Würzburg zum Priester geweiht. Danach übernahm er Kaplansstellen in Untersteinbach und Schweinfurt-Heilig Geist. Von 1980 bis 1984 war er Kuratus in Ostheim/Rhön mit Neustädtles und betreute gleichzeitig die Pfarreien Frickenhausen und Wechterswinkel mit. Stadtpfarrer von Hammelburg wurde er 1984 und im gleichen Jahr Präses der Kolpingfamilie Hammelburg. Als Pfarrer von Hammelburg war er ab 1990 zusätzlich für Unter- und Obererthal zuständig. Er war auch Dekanatsbeauftragter für Priester- und Ordensberufe sowie Dekanatspräses für Liturgie und Kirchenmusik in Hammelburg.
1995 wurde Treutlein zum stellvertretenden Dekan des Dekanats Hammelburg gewählt. Von 1997 bis 2012 war er Diözesanpräses der Schönstatt-Bewegung im Bistum Würzburg. Im Jahr 2000 wechselte er von Hammelburg nach Würzburg-Grombühl und wurde Pfarrer von Sankt Josef. 2000 übernahm er auch die Aufgabe des Präses für Liturgie und Kirchenmusik im Dekanat Würzburg-Stadt und des Präses des Grombühler Ortsverbandes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Von 2004 bis 2011 war er außerdem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Geistlichen Gemeinschaften im Bistum Würzburg.
Treutlein ist Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienwegs, der in den Jahren 2001/2002 auf seine Initiative hin errichtet wurde. Von 2005 bis 2010 war er zusätzlich stellvertretender Dekan von Würzburg-Stadt. Weiter wirkt Treutlein im Priester- und Diözesanpastoralrat mit. 2010 wurde er offiziell mit der Pilgerseelsorge für den Fränkischen Marienweg beauftragt, 2011 auch für die Wallfahrtsseelsorge in Schönstatt (Vallendar). Treutlein ist Autor mehrerer pastoral-liturgischer Werkbücher und Handreichungen.