Eröffnung des diözesanen Kunstprojekts „im Gegenüber“ -  wuerzburg24.com

Eröffnung des diözesanen Kunstprojekts „im Gegenüber“

Mit Projektionen von Gesichtern auf die Westfassade des Kiliansdoms und einer Performance ist am Mittwochabend das diözesane Kunstprojekt „im Gegenüber“ eröffnet worden. Das Projekt setzt bis zum 2. Juli auf vielfältige Weise das Spannungsverhältnis zwischen dem Ich und dem Anderen bei Ausstellungen, Konzerten, Aktionen und weiteren Veranstaltungen um.

„Im Gegenüber des Nächsten finden wir nicht nur uns selbst, sondern auch Christus“, sagte Bischof Friedhelm Hofmann bei einer Einführung im Burkardushaus.

Reaktionen der Zuschauer

Haushaltsgegenstände und Kleidungsstücke, Bücher und Stofftiere fliegen von den Stufen des Kiliansdoms. In Zeitlupe holt eine Gruppe schwarz gekleideter Menschen Gegenstände aus Pappkisten und Koffern und wirft sie in hohem Bogen auf den Vorplatz des Doms. Dazu spielen Blechbläser eine getragene Melodie. „wenn das Glückliche fällt …“ hat der Künstler Kunsu Shim seine Performance genannt. Die Reaktionen der Zuschauer reichen von „Zeit zum Ausmisten“ bis zu „Das kann man doch noch spenden!“.

Gesichter unterschiedlicher Menschen werden bis Ende Februar auf die Fassade des Kiliansdoms projiziert.
Gesichter unterschiedlicher Menschen werden bis Ende Februar auf die Fassade des Kiliansdoms projiziert.

Während der Domplatz unter buntem Sperrmüll verschwindet, wechseln sich auf der Fassade des Doms Gesichter ab. Männer und Frauen, junge und alte Menschen erscheinen für wenige Sekunden und verschwinden wieder im Dunkeln. Bis Ende Februar werden bei der Projektion „im Gegenüber“ von Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher jeden Abend von 19 bis 24 Uhr Bildnisse unterschiedlicher Menschen auf die Domfassade projiziert.

Projekt erlangt ungplant Aktualität

Bei den ersten Überlegungen zu dem Projekt Anfang 2014 habe man noch nicht geahnt, welche Aktualität dieses Thema erlangen sollte, sagte Kunstreferent Domkapitular Jürgen Lenssen bei einer Einführung in das Projekt im Burkardushaus. Damit seien nicht nur die Flüchtlinge gemeint. „Ich habe auch all diejenige vor Augen, die in ihrem Urteil und in ihren Taten deren Würde bezweifeln oder gar im wortwörtlichen Sinne mit Füßen treten.“ Das Projekt könne keinen Einfluss auf den Zustrom der Flüchtlinge oder die dadurch bedingten Probleme nehmen. Aber es könne Einfluss auf die Blickrichtung nehmen, sagte Lenssen: „Unsere Augen darauf zu richten und ins Bewusstsein zu rufen, dass wir in unserem Gegenüber einschließlich der Flüchtlinge immer Menschen vor uns haben, die ein Recht auf Wahrnehmung und Würde haben.“ Dies sei kein Gnadenakt, sondern die „selbstverständliche Folge eines Glaubens an einen Gott“, betonte er.

„Bei uns werden heute Abend und in den kommenden Tagen Gesichter unterschiedlicher Menschen auf die Haut unseres Domes projiziert“, leitete Bischof Hofmann zur Projektionskunst von Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher über. Teils würden sich die Gesichter auf die „Domhaut“ legen, teils mit ihr verschmelzen. Die beiden Künstler würden schon seit mehr als 20 Jahren zum Thema Transfer von Bildern mit Licht arbeiten. Ihnen sei die Projektionskunst als erweiterte Kunstform wichtig, erläuterte Bischof Hofmann.

Turiner Grabtuch war der Auslöser

Auslöser für diese künstlerische Form sei das Turiner Grabtuch gewesen, das beide Künstler als Original in Turin gesehen hätten. „Es wurde zum Anlass, sich mit den Gesichtern der Menschen von heute auseinanderzusetzen. In Wahrnehmung des Ausspruches Jesu, dass wir ihm im Nächsten begegnen, finden wir im Gegenüber des Nächsten nicht nur uns selbst, sondern auch Christus“, sagte Bischof Hofmann. „Bei diesem Projekt geht es also um mehrere Dimensionen.“ Er hoffe, dass sich viele Passanten mit diesem Kunstprojekt auseinandersetzen werden.

Die Eröffnung wurde musikalisch gestaltet vom Vokalensemble am Würzburger Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid und dem „Main Quintett“ mit Werke von Franz Liszt Carlo Gesualdo und Gerhard Stäbler.


Bild 1: In Zeitlupe warfen die Performance-Künstler alltägliche Gegenstände auf den Domvorplatz

Bild 2: Gesichter unterschiedlicher Menschen werden bis Ende Februar auf die Fassade des Kiliansdoms projiziert. (Fotos: Kerstin Schmeiser-Weiß / POW)

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