Würzburg – Teile eines menschlichen Skeletts sind bei Ausschachtungsarbeiten in einem Wohnhaus des Bischöflichen Stuhls am Josef-Stangl-Platz gefunden worden. Das Gebäude aus dem Jahr 1959 wird derzeit erstmals grundlegend saniert.
„Es handelt sich bei dem Fund – wie die Bodenschichten nahelegen – um die Überreste eines Leichnams, der gegen Ende des 17. Jahrhunderts, also um die Zeit der Gründung des benachbarten Afraklosters, dort bestattet wurde“, sagt Archäologe Frank Feuerhahn vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse. Er leitet die Ausgrabungen, für deren Dauer der Baubetrieb einige Tage eingestellt wird.
„Mit Bodendenkmälern sei zu rechnen gewesen“
„Da die ganze Würzburger Innenstadt ein eingetragenes Bodendenkmal ist, stehen wir von Beginn der Bauarbeiten in engem Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege“, erklärt der verantwortliche Architekt Christoph Jordan. Bei den im Zug der Sanierung notwendigen Baggerarbeiten sei Feuerhahn von Anfang an dabei gewesen, da wegen der Nähe zu Residenz, Orangerie, Kilianeum-Haus der Jugend und Michaelskirche mit Bodendenkmälern zu rechnen gewesen sei. „Dass wir bei einem relativ kleinen Schacht von etwa zwei auf zwei Metern auf dieses Skelett gestoßen sind, ist ein echter Zufall“, attestiert Archäologe Feuerhahn.
Nachdem er Anzeichen für einen Knochenfund entdeckt hatte, sei an der Fundstelle mit feinem Werkzeug vorsichtig weitergegraben worden. „Wir gehen dann mit dem sprichwörtlichen Pinselchen vor, um nichts zu zerstören.“ Zusammen mit seinem Kollegen vermisst und dokumentiert Feuerhahn derzeit die Ausgrabung. „Das Skelett wird dann zu einer genaueren wissenschaftlichen Untersuchung herausgenommen.“ Was im Anschluss mit dem Fund passiert, müssten Landesamt für Denkmalschutz und Bischöflicher Stuhl entscheiden.
Wahrscheinlich christliches Begräbnis
Schon jetzt könne er sagen, dass die ab dem Becken abwärts komplett fehlenden Knochen mit größter Wahrscheinlichkeit beim Aushub für ein Fundament der Bodenplatte des Gebäudes verloren gegangen seien. „Ob es sich um die Überreste einer Frau oder eines Mannes handelt, kann ich nicht sagen“, erklärt Feuerhahn. Sicher sei, dass die Ausrichtung mit Blick nach Osten auf ein christliches Begräbnis verweise. „Es kann eine Benediktinerin des nahen Afraklosters, des späteren Kilianeums, aber auch ein Wohltäter des Ordens sein. Es war ein Zeichen der besonderen Ehrerbietung, wurde man als Laie auf dem Klostergelände bestattet.“
In dem Gebäude am Josef-Stangl-Platz wird derzeit neben der Sanierung der Wohnungen auch ein barrierefreier Zugang ermöglicht und ein Aufzug eingebaut. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann wird nach seiner Emeritierung die Wohnung im zweiten Obergeschoss des Hauses beziehen.
Bild: Archäologe Frank Feuerhahn (links) erläutert seinem Kollegen Michael Rösch und Architekt Christoph Jordan (rechts), was sich bislang über das gefundene Skelett sagen lässt. (Foto: Markus Hauck / POW)