Würzburg – Vor 150 Jahren wurde der Würzburger Schriftsteller Max Dauthendey (1867-1918) geboren. Weit über die Stadtgrenzen hinaus war Dauthendey zu Beginn des 20. Jahrhundert ein Erfolgsschriftsteller, vor allem mit seinen Novellen „Die acht Gesichter am Biwasee“.
Würzburg liest e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg und dem Frankenbund hat deshalb zu Dauthendeys 150. Geburtstag eine Veranstaltungsreihe zusammengestellt, die in Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen und musikalischen Darbietungen an einen der großen Söhne dieser Stadt erinnert. Beteiligt an diesen Veranstaltungen sind das Stadtarchiv, das Museum im Kulturspeicher, die Stadtbücherei, der Fachbereich Kultur der Stadt Würzburg, der Frankenbund, die Hochschule für Musik, das Sieboldmuseum und das Rudolf-Alexander-Schröder-
Die erste Veranstaltung findet bereits am 25. Januar statt, der Festabend an Dauthendeys Geburtstag dem 25. Juli. „Wir freuen uns darüber, dass in Kooperation mit Würzburg liest e.V. ein vielfältiges Programm zu Ehren Max Dauthendeys entstanden ist, an dem sich diverse städtische Institutionen beteiligen. So werden wir dem vielfältigen Schaffen dieses bedeutenden Würzburger Künstlers gerecht“, so Sybille Linke, Fachbereich Kultur.
„Besonders freut mich, dass es die Stadtgesellschaft geschafft hat, eine solch breite Fülle an Veranstaltungen zu Dauthendeys Geburtstag zu präsentieren. Ich freue mich auch, dass das Interesse an Dauthendey so groß ist und hoffe, dass es nach der Veranstaltungsreihe auch weiter wächst“, so der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Dauthendey-Gesellschaft Daniel Osthoff.
Vita Max Dauthendey
Max Dauthendey wurde am 25. Juli 1867 als Sohn des bekannten Photographen Carl Albert Dauthendey und seiner Frau Charlotte Caroline in Würzburg in der Büttnersgasse geboren. Seine Mutter starb bereits 1873 auf dem Gut zur neuen Welt. Max Dauthendeys Beziehung zur „Neuen Welt“, insbesondere zu der 1876 geborenen Tochter des Hauses Gertraud Rostosky, hielt sein ganzes Leben.
Das Verhältnis zu seinem geschäftstüchtigen Vater war schwierig, seine künstlerische Entwicklung widerstrebte dem Vater. Nach einer missglückten Lehre im väterlichen Geschäft, das sich seit 1876 in repräsentativen Räumen der neu angelegten Kaiserstraße befand, kam es 1891 zum Bruch zwischen Vater und Sohn. Max Dauthendey begann zu schreiben. Seine erster Gedichtband *Ultra Violett“ und sein erster Roman „Josa Gerth“ – ein Schlüsselroman, der auf dem Gut zur neuen Welt spielt – erschienen bereits Ende 1892. Er hielt sich ab sofort in Künstlerkreisen Münchens und Berlins auf und begegnete dort freundschaftlich den Dichtern Stefan George, Hugo von Hofmannsthal, August Strindberg oder auch Richard Dehmel.
Auf Reisen nach Schweden lernte er die Schwedin Annie Johanson kennen, die beiden heirateten 1896 auf Jersey und zogen nach Paris. Mit dem Tod des Vaters Ende 1896 lösten sich zunächst die finanziellen Nöte. Auf Reisen nach Mexiko und Griechenland platzten die Träume, dort Künstlerkolonien zu gründen. Zahlreiche Reisen prägten das Leben des jungen Paares, das teilweise auch getrennte Wege ging. Dauthendey bestritt seinen Lebensunterhalt aus Leihgaben und Geschenken, er selbst sah sich als Künstler, den man zu unterstützen hatte.
Im Jahr 1905 brach Dauthendey zu seiner ersten Weltreise auf, die im Stoff für zukünftige dichterische Arbeiten bringen sollte. 1906 zog er mit seiner Frau in das erste gemeinsame Domizil in den Sanderring 23 an der Löwenbrücke. Hier begann seine produktivste Phase. Auch die Nähe zu seiner heimlichen Geliebten und Unterstützerin, der Malerin Gertraud Rostosky, förderte diese Produktivität. In den Jahren 1907 bis 1913 erschienen 23 Gedichtbände, Dramen, Novellen und Romane. Allein die Novellensammlung „Die acht Gesichter am Biwasee“ (1911) erlebten bis heute eine Auflage von über 500 000 Exemplaren und wurde sogar vor einigen Jahren in das Japanische übersetzt. Die finanziellen Nöte hatten zwar kein dauerhaftes Ende, dennoch war Dauthendey im Jahr 1913 in der Lage, im Guggelesgraben ein Grundstück zu erwerben und mit Hilfe von geliehenem Geld baute sich Dauthendey dort ein Waldhaus. Nach einem völlig verregneten Sommer in der Abgeschiedenheit brach Dauthendey im April 1914 zu seiner zweiten Weltreise auf – erneut auf der Suche nach Inspirationen für künftige Arbeiten. Der Beginn des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 stoppte jedoch seine Reise und er wurde auf Java, wie alle Deutschen, von den Niederländern interniert. In den 4 Jahren seiner Internierung entdeckte Dauthendey seine malerische Begabung wieder und bis 1918 hat er vermutlich mehr als 300 Aquarelle gemalt, von denen sich heute noch etwa 25 im Museum im Kulturspeicher befinden.
Max Dauthendey starb auf Java am 29. August 1918 kurz vor Ende des Krieges an einer Malariaerkrankung. Erst im Jahr 1930 konnten, von dem damaligen Würzburger Oberbürgermeister Hans Löffler veranlasst, seine sterblichen Reste im Lusamgärtchen, das sich damals in der Maxstrasse befand, beigesetzt werden.
Max Dauthendey zählt zu den bedeutenden Vertretern des Impressionismus. Besonders seine Gedichte waren geprägt von der Darstellung von Tönen, Farben und Düften. Richard Dehmel prägte für Dauthendey den Begriff „Farbendichter“. Auch Stefan George war war begeistert und rühmte Dauthendeys eigenwillige Dichtkunst als eine Symbiose von Musik und Malerei.
Mit seinen Dramen konnte sich Dauthendey allerdings kaum durchsetzen. Sein einziges Würzburg betreffendes Drama „Die Heidin Geilane“ (1913) – eine Kilianstragödie – wurde selbst in Würzburg nie aufgeführt. Auch heute von Bedeutung sind jedoch seine autobiographischen Schriften. In „Der Geist meines Vaters“ (1912) liefert er eine sehr lebendige Biographie seines berühmten Vaters, der einer der ersten Daguerreotypisten und Photographen in Deutschland, der in St. Petersburg Karriere als Hofphotograph gemacht hatte. Mit dem 2-bändigen Werk „Gedankengut aus meinen Wanderjahren“ (1913) beschreibt Dauthendey mit seiner Autobiographie gleichzeitig den Beginn der literarischen Moderne in Europa. Lesenswert, nicht nur aus Gründen der historischen Bedeutung, sind auch heute noch seine Tagebücher „Erlebnisse auf Java“ und „Letzte Reise“ (posthum 1924 und 1925).
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