Nach der Wissenschaftlerin Magdalene-Schoch sowie dem Wissenschaftler Karl Landsteiner hat die Stadt Würzburg zwei neue Straßen im Konversionsgelände am Hubland benannt. „Mit dieser Benennung unterstreichen wir die enge Verbundenheit der Stadt und Universität“, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Enthüllung der Straßenschilder. Stadt und Universität würden zudem zusammen in enger Kooperation die Jahrhundertchance nutzen, die mit der Entwicklung des Konversionsgeländes seit 2008 verbunden ist.
Karl Landsteiner
Der in Wien geborene Landsteiner hatte 1892 in Würzburg zwei Jahre Chemie studiert. Während seiner späteren Laufbahn machte er eine Zahl bahnbrechender Entdeckungen und veröffentlichte eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten hauptsächlich zu Fragen der Hämatologie, der Immunologie und der Infektionskrankheiten. Viele sehen in ihm damit den Begründer der modernen Immunologie. Zu seinen größten Verdiensten zählt die Entdeckung der klassischen Blutgruppen und des Rhesusfaktors. Für die Entdeckung der Blutgruppen erhielt er 1930 den Nobelpreis für
Medizin.
Magdalene Schoch
Magdalene Schoch wurde 1897 in Würzburg geboren, wo sie 1916 an der Julius-Maximilians-Universität für das Studium der Rechtswissenschaft einschrieb – in ihrer ersten Vorlesung war sie die einzige weibliche Hörerin. 1920 promovierte sie und 1932 habilitierte sie als erste Juristin in Deutschland. Als politisch denkender Mensch begnügte sich Magdalene Schoch jedoch nicht mit ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit.
1932 zählte sie zu den Initiatorinnen der Hamburger „Frauenfront“ gegen den Nationalsozialismus und warnte auf einer Großveranstaltung vor der drohenden Diktatur. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verweigerte sie den Hitler-Gruß, unterstützte jüdische und sozialdemokratische Freunde und lehnte es trotz wiederholter Aufforderung ab, in ihren Veröffentlichungen keine jüdischen Autoren oder Herausgeber mehr zu nennen.
Dem Drängen, einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP zu stellen, gab sie ebenfalls nicht nach. 1937 kam sie ihrer zu erwartenden Entlassung zuvor und emigrierte in die USA. 1943 ging sie nach Washington, wo sie als Expertin für Deutsches Recht für Regierungsbehörden arbeitete, um die USA im Krieg gegen Nazi-Deutschland zu unterstützen. Nach kurzer Tätigkeit in einem New Yorker Law Institute und erneuter Arbeitslosigkeit nahm sie schließlich im August 1946 ihre zwanzig Jahre währende Tätigkeit im US-Justizministerium auf, wo sie als Sachverständige für Internationales und Ausländisches Recht hohes Ansehen genoss.Ihren Einsatz für die Frauenrechte setzte sie in den USA fort. Daneben beteiligte sie sich am Kampf für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung, für die sie öffentlich eintrat, als dies noch alles andere als selbstverständlich war. Sie starb am 6. November 1987.
Magdalene Schoch war eine hervorragende Wissenschaftlerin, eine Pionierin in der Männerwelt der Rechtswissenschaft und eine engagierte Demokratin, die es ablehnte, sich einem Unrechtssystem anzupassen. Um ihren Überzeugungen treu bleiben zu können, gab sie eine verheißungsvolle akademische Karriere auf. Mit ihrem gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein und ihrer Standhaftigkeit ist sie für uns ein Vorbild.
Bild: Stadtrat Willi Dürrnagel, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadträtin Barbara Lehrieder und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake bei der Enthüllung der Straßenschilde. )Foto: Christian Weiß)