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Mikroklimatisches Gutachten zur Neugestaltung von Kardinal-Faulhaber-Platz

Blick auf den Kardinal-Faulhaber-Platz (rechts) in Würzburg. (Foto: wuerzburg24.com)

Blick auf den Kardinal-Faulhaber-Platz (rechts) in Würzburg. (Foto: wuerzburg24.com)

Würzburg – Bei vielen Diskussionen um die Ausgestaltung des Kardinal-Faulhaber-Platzes spielen das Mikroklima sowie die damit zusammenhängenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden zur Abstimmung stehenden Vorschläge eine wichtige Rolle. Jetzt zeigt ein Gutachten: es gibt offensichtlich kaum Unterschiede.

Auf Grundlage eines interfraktionellen Antrages hat der Umwelt- und Planungsausschuss im Mai 2017 die Erstellung eines Gutachtens beauftragt, um der Stadtgesellschaft vor dem Abstimmungstermin am 2. Juli Vergleichsdaten im Hinblick auf die mikroklimatische Situation des Platzes zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse der Analyse liegen nun vor und werden durch den beauftragten Gutachter Dr. René Burghardt (Burghardt und Partner, Ingenieure Kassel) am 20. Juni dem Ausschuss vorgestellt.

Abrufbar ist das gesamte mikroklimatische Gutachten ab Mittwoch, 14. Juni 2017, unter https://www.wuerzburg.sitzung-online.de/BI/si010_e.asp unter den Unterlagen der 32. Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses (Dienstag, 20. Juni 2017).

Maßgeblich: Durchlüftung, Aufheizung und thermischer Komfort

In einem sich zunehmend erwärmenden Klima müssen städtische Freiräume zentrale Orte der Erholung für die Besucher und Bewohner unserer Stadt werden, vor allem auch für empfindlichere Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen und Kinder. Daher ist es wichtig, die Entstehung von Temperaturextremen zu vermeiden und zahlreiche, verteilte Orte zu schaffen, die vielfältigen Raum für klimatische Erholung bieten.

Für einen Ort wie den Kardinal-Faulhaber-Platz bedeutet dies: Eine ausreichende Durchlüftung muss erhalten bleiben, um für Kühlung zu sorgen und die Anreicherung von Luftschadstoffen zu vermeiden. Zudem gilt es der Aufheizung des Platzes effektiv entgegenzuwirken sowie auf dem Platz ein behagliches Klima zu schaffen.

Diese drei wesentlichen klimatischen Einflussfaktoren – Durchlüftung, Aufheizung und thermischer Komfort – wurden im nun abgeschlossenen Gutachten für einen typischen, heißen Sommertag berechnet, um eine erste Einschätzung und Planungsempfehlungen zu liefern. Betrachtet wurden vier Varianten: der Ist-Zustand, die beiden zur Abstimmung stehenden Varianten in Bürgerentscheid  1 und Bürgerentscheid 2 sowie die Gestaltung mit einer ausladenden Bebauung („Variante 8“), die ursprünglich Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs werden sollte. In seiner letzten Sitzung hat der Stadtrat bereits anders entschieden und sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Kardinal-Faulhaber-Platz weitgehend zu begrünen, mit mindestens 26 Großbäumen zu bepflanzen, an die Fußgängerzone Eichhornstraße anzuschließen und eine Wasserfläche zu schaffen.

Beide Bürgerentscheide bringen eine deutliche Verbesserung

Zusammenfassend zeigen die Analysen, dass die beiden zur Abstimmung anstehenden Varianten im Vergleich zum Ist-Zustand mikroklimatisch eine deutliche Verbesserung darstellen. Die Unterschiede zwischen der Variante des Bürgerentscheids 1 und der Variante des Bürgerentscheids 2 sind in der kleinklimatischen Bewertung jedoch gering. Beide gelten im Gutachten als „aus klimatischer Sicht nachhaltig konzipiert“ mit „Potenzial zur Schaffung eines klimatischen lokalen Ausgleichsbereichs“.

Im Mittel wäre bei Umsetzung des Vorschlags des Aktionsbündnisses „Grüner Platz am Theater“ eine noch etwas effektivere Abkühlung zu erwarten: „Der hohe Vegetationsanteil fördert die Verdunstungskühle insbesondere direkt unter den Baumkronen.“ Die Wasserfläche im Vorschlag des Aktionsbündnisses habe jedoch „aufgrund ihrer geringen Größe kaum positive wie negative klimatisch relevante Auswirkungen.“

Hingegen werden beim Vorschlag des Ratsbegehrens die vielfältigeren Nutzungsangebote und die aktiv nutzbare, wesentlich größere Wasserfläche als mikroklimatische Pluspunkte gesehen. Zudem wirke gerade die Verschattung durch das Gebäude, sowie Schattenwurf und Verdunstung der 26 Bäume der Überwärmung effektiv entgegen.

Das Gutachten stellt fest: „Durch die Schaffung kleinklimatisch heterogener Strukturen haben die Nutzer die Möglichkeit, ihren Vorlieben und Bedürfnissen entsprechend, thermisch angenehme Bereiche ohne größeren Aufwand aufzusuchen.“ Die Plätze können in beiden Ausführungen „als mikroklimatische und lokale Ausgleichsflächen genutzt werden, und fördern in ihrer aktuellen planerischen Ausgestaltung die klimatisch wirksame Grünvernetzung.“ Weiter heißt es im Gutachten aber auch: „Trotz der Einbringung von Vegetation ist der klimatisch ausgleichende Effekt ’nur‘ kleinräumig zu erwarten. Die Gesamtfläche von 0,48 Hektar ist für eine weiträumigere Wirkung (setzt erst ab 1-2 ha ein) zu klein.“

Oberbürgermeister Christian Schuchardt stellt fest: „Das Gutachten zeigt: Bezogen auf das Mikroklima sind die Unterschiede zwischen beiden Vorschlägen marginal. Die Neugestaltung ist aber gerade im Vergleich zum Ist-Zustand ein gewichtiger und beispielgebender Schritt zur Anpassung unserer Stadt an die Folgen des Klimawandels “.

Kurzfassung der Ergebnisse:

Es ist zu beachten, dass die im Gutachten bewerten Varianten – auf Grundlage der vorliegenden Visualisierungen – einen Zustand nach mehrjährigem Wachstum der Bäume darstellen. Deutliche, klimatisch relevante Auswirkungen über die eigentliche Fläche hinaus (Mesoklima) sind bei keiner der betrachteten Varianten zu erwarten.

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