Würzburg – Der 16. März ist Würzburgs unauslöschlicher und traumatischer Tiefpunkt einer Vergangenheit, deren politische Machthaber in der Verfolgung ihrer Ziele auf nichts und niemanden Rücksicht nahmen. Das Gedenken und Erinnern an Würzburgs Zerstörung soll jedes Jahr mit diesem Datum verbunden sein – den Überlebenden zum Trost, den Nachkommen als Mahnung.
Gedenken und Mahnung äußern sich in Veranstaltungen religiöser und kultureller Art, denn Gedenken, Versöhnung, Gebet und Kunst können über die schreckliche Realität hinweg trösten helfen. Es soll aber auch nicht vergessen werden, dass Krieg und Zerstörung die Ursachen in eben diesem politischen Regime hatten, das ohne Wissen, Zustimmung und Mithilfe aller Gesellschaftsschichten nicht in der Lage gewesen wäre, seine menschenverachtende, zerstörerische Ideologie in die Tat umzusetzen. Die Erinnerung und Mahnung daran ist Grundvoraussetzung und Teil des Versöhnungsgedankens der nachfolgenden Generationen.
Da der 16. März in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt und zudem an diesem Tag Kommunalwahlen sind, startet der traditionelle Würzburger Gedächtnislauf zur Erinnerung an die Zerstörung der Stadt schon einen Tag vorher, am Samstag, 15. März, um 11 Uhr vom Rathausinnenhof aus. Schirmherr des mittlerweile 20. Gedächtnislaufes ist Bürgermeister Adolf Bauer. Weitere Informationen sowie die Ausschreibung und Anmeldung finden Sie unter www.laufgemeinschaft-
Zur 69. Wiederkehr der Zerstörung Würzburgs finden dann am Sonntagvormittag um 11.45 Uhr auf dem Hauptfriedhof das traditionelle Totengedenken und die Kranzniederlegung durch Bürgermeister Adolf Bauer statt. Anschließend bittet die Nagelkreuzinitiative zur Versöhnungsglocke (kurze Ansprache durch Bürgermeister Bauer) und auf den gemeinsamen Weg zur Kirche St. Johannis, anschließend zur Übergabe des Wandernagelkreuzes an die BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) und weiter zur Aufnahme des Kreuzes bei der ILS (Integrierte Leitstelle) mit kurzer Vorstellung von deren Arbeit. Anschließend lädt die Nagelkreuzinitiative zum Imbiss auf das Gelände der Berufsfeuerwehr (Organisation der Versorgung durch JUH) ein.
Ebenfalls am Vormittag um 11 Uhr beginnt am Vierröhrenbrunnen eine kostenlose Führung durch die Innenstadt für Kinder ab 9 Jahren mit Claudia Jüngling zum Thema „Was geschah am 16. März?“. Dazu schreibt die Autorin: Was am 16. März 1945 mit Würzburg geschah, prägt unser Stadtbild bis heute. Warum es geschah, ist bis heute umstritten. Wie es so weit kommen konnte, ist bis heute schwer zu verstehen. Aber es ist wichtig, darüber zu reden, um Vergessen zu verhindern. Spenden zugunsten der Aktion „Stolpersteine“ sind gern willkommen.
Ebenfalls am Sonntag findet um 14.30 Uhr im Fürstenbaumuseum (Festung Marienberg) die traditionelle Familienführung für Teilnehmer ab 9 Jahren zum Thema „Als auf Würzburg Feuer fiel“ – Zur Zerstörung der Stadt am 16. März 1945 statt. Dazu beträgt der Eintritt inkl. Führung 6 Euro, für Kinder 1,50 Euro.
Zur selben Zeit am Nachmittag – um 14.30 Uhr – beginnt Uhr am Vierröhrenbrunnen die besondere Führung „Trümmerfrau“. Würzburg mit anderen Augen sehen und die Erinnerung an unsere Mütter und Großmütter wach halten, ist das Anliegen von Angela Sey. In der Figur der Trümmerfrau Babette führt sie an die Arbeitsorte der Nachkriegsheldinnen, erzählt aus deren Leben mit Zitaten wirklicher Trümmerfrauen und schildert den mühevollen Weg des Aufbaus.
Einzelne Fotografien verschiedener Gebäude im Vergleich vor dem Angriff, nach der Zerstörung und heute verstärken den Eindruck. Immerhin wurden beim Angriff vom 16. März 1945 mehr als 80 Prozent der Stadt zerstört. Die Trümmerfrauen verkörpern wie niemand anders „Würzburgs Willen zum Leben“. Sie packten mit an, befreiten die Stadt vom Trümmerschutt und halfen mit, ihre Heimatstadt am Main wieder aufzubauen. Seys Mutter war selbst eine Trümmerfrau. Von ihr und ihren Kolleginnen erzählt *Babette“. Kosten: 5 Euro / ermäßigt 4 Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Um 19 Uhr schließlich findet in der St. Johanniskirche das Gedenkkonzert zur Zerstörung der Stadt Würzburg mit einer Aufführung des Großen Requiems in Es-Dur des vor 200 Jahren in Würzburg geborenen Abbé Joseph Vogler statt. Die Gestaltung wird übernommen vom Bachchor und Bachorchester Würzburg unter Leitung von KMD Christian Kabitz. Die Solisten sind Anne Ellersiek (Sopran), Barbara Werner (Alt), Johannes Strauss (Tenor) und Wolf-Matthias Friedrich (Bass). Der Eintritt zum Konzert ist frei. Die Schirmherrschaft über das Gedenkkonzert hat Bürgermeister Adolf Bauer übernommen.
Der Gedenktag endet mit dem Mahnläuten aller Glocken Würzburgs von 21.20 Uhr bis 21.40 Uhr zum Gedenken an den Zeitraum des Angriffs auf Würzburg am 16. März 1945. Von 21:15 Uhr bis Mitternacht ist die Marienkapelle am Markt mit ihrem Nagelkreuz aus Coventry zu stillem Gedenken und Gebet geöffnet.
Ausstellung im Rathaus: Der Freundeskreis Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein Würzburg lädt in diesem Jahr wieder zu einer Ausstellung im Würzburger Rathausfoyer ein. Sie steht unter dem Motto „Das Leben in Würzburg vor langer Zeit“ und zeigt die Menschen in ihrem Umfeld, bei der Arbeit, in der Wohnung, im Verkehr, in der Freizeit hier in Würzburg. Die Eröffnung ist am Sonntag, 9. März 2014, um 11 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 22. März und kann zu den üblichen Rathausöffnungszeiten besichtigt werden. Am Wahlsonntag, 16. März, wird die Ausstellung bis 18 Uhr zu sehen sein. Evtl. zusätzliche Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der Tagespresse.
Zu den Veranstaltungen ist ein Faltblatt erschienen, das an allen öffentlichen Orten der Stadt ausliegt.
Bild: Blick auf das zerstörte Würzburg. Gedenken an den Tag, ‚als auf Würzburg Feuer fiel‘ (Foto: Stadt Würzburg)