Eine Straße für die Dichterin Marianne Rein -  wuerzburg24.com

Eine Straße für die Dichterin Marianne Rein

Würzburg – „Das Beispiel Marianne Reins macht die ganze Perversität der nationalsozialistischen Rassenpolitik offenbar. Wäre sie nicht, nur weil sie Jüdin war, ermordet worden, hätte sie vielleicht eine große Schriftstellerin werden können“, erinnerte Oberbürgermeister Georg Rosenthal anlässlich der Umbenennung des Teilstücks der Ottostraße im Ringpark an eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Spuren sich nach der Deportation am 27. November 1941 ins KZ Jungfernhof bei Riga verlieren.

Zusammen mit ihrer Mutter und 200 weiteren unterfränkischen Juden gehörte sie dem ersten Deportationszug an, den soweit bekannt nur zwei Jungen, Herbert Mai und Fred Zeilberger, überlebten.

Mit diesem Schicksalstag verstummte die Stimme von Marianne Dora Rein, seit 1936 war sie schriftstellerisch tätig gewesen. Rosa Grimm, der langjährigen Geschäftsführerin der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ist es zu verdanken, dass ihr Werk spätestens vor einem Jahr wieder der Vergessenheit entrissen wurde. In einer fast 20 Jahre dauernden Recherche suchte sie die verlorenen Gedichte der vielversprechenden jungen Autorin und fand zudem bewegende Briefe. Diese haben ebenfalls lyrische Qualitäten und sind zugleich wichtige Zeitdokumente, die immer neue Repressalien des NS-Regimes verarbeiten.

Das gefundene Material erschien zum 100. Geburtstag der Autorin in einem aufwändig gestalteten Band. Und dieses Werk inspirierte wiederum Margret Wolf zu der Kammeroper „Refidim Junction“, die nun als Kooperation des Mainfranken-Theaters zusammen mit der Musikhochschule in der Bibrastraße Premiere feierte.

Die Schauspielerin Charlotte Sieglin hat bei der Uraufführung den Sprechpart der Dichterin Rein übernommen. Sie verlieh nun auch im Ringpark mit dem Gedicht „Regenwind“ Marianne Rein ihre Stimme und beendete den Festakt mit den melancholischen Zeilen: „Wo die Wolke sich ergießt, fallen Regenschauer, und im leisen Rauschen fließt sanfte dunkle Trauer“.

Weitere Informationen zu Marianne Dora Rein unter www.christlich-juedische-wuerzburg.de .

Vielleicht gefällt dir auch