Rund 160 Würzburger haben gestern ein sehr großes Interesse an einem städtischen Bürgerdialog in der Mozartschule und somit an der zukünftigen Nutzung des Gebäudekomplexes aus den 1950er-Jahren gezeigt. Gegen Ende der Veranstaltung bildeten die sieben Pinwände zu den Themen „Bildung“, „Kultur“, „Soziales“, „Verwaltung“, „Faulhaber-Platz“, „Sonstiges“ und „Allgemeinen Hinweisen“ eine dicht beschriebene Ideen-Sammlung fast über die gesamte Breite der Turnhalle.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt dankte für das große Interesse und die engagierte Mitarbeit: „Nun ist es die Hausaufgabe der Verwaltung dies alles aufzubereiten.“ Die Teilnehmer des Workshops konnten sich in Listen eintragen und werden so im Anschluss mit einem ausführlichen Protokoll der Veranstaltung, wie auch der daraus hervorgehenden Beschlussvorlage der Verwaltung informiert. Die Moderation des Abends übernahm shr-Moderation aus Frankfurt zusammen mit städtischen Mitarbeitern.
Fünf-Minuten-Referate als Einführung in die komplexe Thematik
Bevor sich die Teilnehmer Zettel und Filzstifte griffen, hatten kompakte Fünf-Minuten-Referate aus vier Referaten in die komplexe Thematik eingeführt. Stadtbaurat Christian Baumgart präsentierte das Raumangebot und erklärte, dass in der Stadt an anderer Stelle bewiesen wurde, dass man eine derartige Bausubstanz ertüchtigen könne. Wie bei der Regierung von Unterfranken oder der Polizei in der Augustinerstraße zu sehen, sei dies aber je nach Nutzung mit einem großen Aufwand und entsprechend hohen Kosten verbunden. Anfallende Sanierungskosten umriss Kämmerer Robert Scheller mit 15 bis 25 Millionen Euro, womit er noch einmal unterstrich, dass natürlich die Nutzung – insbesondere die öffentliche Nutzung – die Kosten ausmachen.
Scheller ließ keinen Zweifel daran, dass dies für den städtischen Haushalt eine erhebliche Größenordnung ist – zumal man keine Erlöse für das Grundstück mehr erzielt: „Dies entspricht beispielsweise dem Volumen einer halben Theatersanierung, den Kosten für den Zeller Bock oder die geplante Nautiland-Sanierung, beziehungsweise den gesamten Etat für Schulsanierungen und Bauunterhaltskosten über zwei Jahre.“
Schulreferent Muchtar Al Ghusain skizzierte, wie er sich einen Mix aus Schulnutzung und Räumen für kulturelle Zwecke vorstellen könnte. Dies sind die beiden grundsätzlichen Nutzungsvorgaben, die der Bürgerentscheid am 5. Juli brachte. Der große Vorteil einer Schulnutzung liege laut Al Ghusain in der staatlichen Förderung, die hierfür zu bekommen sei.
Auch Flüchtlinge könnten im Gebäude untergebracht werden
Weder die Ausführungen von Al Ghusain, noch der kurze Vortrag von Sozialreferentin Hülya Düber kamen einer Vorfestlegung gleich. Düber äußerte sich zur Prüfung, Flüchtlinge in der Mozart-Schule unterzubringen. Auch diese Option hätte den Vorteil, dass staatliche Zuschüsse fließen würden und man nach wie vor händeringend Immobilien im Stadtgebiet suche. Derzeit seien rund 2.400 Flüchtlinge in Würzburg untergebracht, die Referentin rechnet mit einer möglichen Zunahme um rund 500 Asylbewerber bis März 2016.
Die Vorschläge aus der Bürgerschaft griffen diese möglichen Nutzungen auf und nannten darüber hinaus zahlreiche andre Nutzungen für das Gebäude. Dass die Schule derzeit gut belegt ist, davon hatten sich vorab alle Interessierten bei einer Führung mit Peter Wiegand vom Baureferat machen können. Die Stadt hatte zur Veranstaltung die Bürgerinitiative „Rettet das Moz“, die Reitberger-Stiftung, den Verschönerungsverein und zahlreiche weitere Vereine und Initiativen eingeladen. Insofern konkurrierten schließlich auch sehr konkrete Vorschläge – wie eine Verlagerung des Berufsverbands Bildender Künstler Unterfranken – mit allgemeinen Wünschen – wie einen grünen Charakter des Faulhaber-Platzes – und bisher unbekannten Ideen. Die Stadt solle sich beispielsweise das Augsburger Modell „Grandhotel Cosmopolis“ genau ansehen. Hierbei handelt es sich um einen kreativen Nutzungsmix aus Asylunterkunft, Hotelangebot, Gastronomie und Ateliers. Bis auf das Hotel fanden sich die einzelnen Bausteine allesamt auch auf den Moz-Pinwänden.
Schuchardt: Bürgerdialog ist kein repräsentativer und somit ausreichend legitimierter Querschnitt der Bevölkerung
Oberbürgermeister Schuchardt machte in seinem Schlusswort deutlich, dass die Zusammensetzung der Bürgerdialogs-Runde, die einige Vorschläge – wie beispielsweise einen unbebauten Faulhaber-Platz – mit viel Applaus bedachten, kein repräsentativer und somit ausreichend legitimierter Querschnitt der Bevölkerung sei, um direkt in diesem Rahmen über Lösungen abstimmen zu können: „Dies ist dem Stadtrat vorbehalten – den gewählten ehrenamtlichen Vertretern der Würzburgerinnen und Würzburger!“ Der Stadtrat wiederum war an diesem Abend sehr stark vertreten. Die zahlreichen guten Argumente in einer weitestgehend sachlichen Atmosphäre haben die späteren Entscheider also bereits aus erster Hand aufgenommen.