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Ausstellung der Geschichtswerkstatt

Seit 1999 gedenkt die „Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein“ jedes Jahr um den 16. März des Jahrestages der Zerstörung Würzburgs mit Ausstellungen im Rathaus. Bilder und Fotografien dokumentieren wie Würzburg vor der Zerstörung aussah, wie die Menschen lebten und wie der Wiederaufbau begann.

In diesem Jahr widmet sich die Geschichtswerkstatt alten und neuen Abbildungen ausgewählter Gebäude, Gebäudegruppen, Straßenzügen und Plätzen in verschiedenen Epochen bis heute.

„Jede Zeit hat das Recht, ihre eigenen baulichen Spuren zu hinterlassen. Eine Stadt ist kein Museum, sondern ein lebendiger Organismus. Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Ebenso richtig ist es aber, dass sich Um- und Neubauten in die vorhandene Umgebung einzufügen haben und neben funktionalen und ökonomischen auch ästhetische Anforderungen erfüllen müssen.“ Mit diesen Worten hat Bürgermeister Adolf Bauer die Ausstellung der Geschichtswerkstatt im Oberen Foyer des Rathauses eröffnet.

Bauer würdigte die Leistung der Mitglieder der Geschichtswerkstatt: „Sie fördern die Vertrautheit und Identifikation der Würzburgerinnen und Würzburger mit ihrer Heimatstadt und schlagen Brücken zwischen den Generationen.“ Den Festvortrag zur Eröffnung der Ausstellung hielt Professor Dr. Stefan Kummer, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Würzburg und ehemaliger Vorsitzender des Verschönerungsvereins.

Art der Gegenüberstellung auch pädagogisches Mittel

Er hob die Art der Gegenüberstellung als wissenschaftliches aber auch pädagogisches Mittel hervor: „Gegenüberstellungen wecken die besondere Aufmerksamkeit des Betrachters, weil es Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu entdecken gibt.“ Die Fotografien der Geschichtswerkstatt seien Zeugnisse der Baukultur aus allen Epochen, des Mittelalters, der Renaissance, des Barocks und des Historismus. „Alle diese sehr sorgfältig ausgesuchten und aussagekräftigen Exempel dokumentieren die einstige hohe Baukultur unserer Stadt. Die gegenübergestellten Fotos führen mit zum Teil erschütternder Eindringlichkeit vor Augen, was für ein flüchtiges Gut auch Bauten sein können, die festgefügt und für die Ewigkeit errichtet erscheinen.“

In der Domstraße beispielsweise sei das Werk der Bomben und der nach 1945 anrückenden Bagger gründlich gewesen: Eine Tabula rasa habe sich den Stadtplanern geboten. In der Ludwigstraße hätten die Bauten des 19. Jahrhunderts, die den Bombenangriff überlebt hatten, nicht mehr dem Geschmack der um 1900 Geborenen entsprochen: „Sie galten als Kitsch.“ Kummer zeigt sich verständnisvoll für die Zeit des Wiederaufbaus: „So kann es nicht verwundern, dass nach 1945 an ihre Stelle nüchterne Neubauten traten, die von der Neuen Sachlichkeit und der Moderne geprägt sind.“ Mit aktuellen Neubauten zeigte sich Kummer indes nicht so versöhnlich: „Die beiden jüngst an der Kreuzung Schönborn-/Eichhornstraße entstandenen Kaufhäuser nehmen kaum auf die einstige straßenräumliche Situation Bezug und fügen sich teilweise überhaupt nicht in die nach dem Krieg entstandene Bebauung ein.“

Die Ausstellung der Geschichtswerkstatt versteht sich, wie es Kummer formulierte, als Bemühung um historische Einsicht und deren Vermittlung, um ästhetische Schulung und Denkmalpflege. Sie ist im Oberen Foyer des Rathauses noch zu sehen bis einschließlich 24. März 2016 zu den Öffnungszeiten des Rathauses: Montag bis Donnerstag 8 bis 18 und Freitag 8 bis 14 Uhr.

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