Würzburg – Zum 70. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs haben sich am Abend rund 15.000 Menschen versammelt. Während des Glockenläutens zwischen 21.20 und 21.40 Uhr bildeten sie ausgehend vom Domvorplatz bis ans Ende der Domstraße und weit in die angrenzende Plattner- und Schönbornstraße hinein ein Lichtermeer als Zeichen gelebter Erinnerung. Es war ein Abend des Gedenkens, der Erinnerung und der Mahnung für den Frieden.
Es war ein emotionaler Moment, als Domvorplatz, die gesamte Domstraße und die angrenzende Plattner- und Schönbornstraße in ein Lichtermeer getaucht wurden. Junge Menschen standen neben Senioren, Muslime neben Katholiken. Konfessions- und gesellschaftsübergreifend drängten sich die vom Kerzenschein erhellten Gesichter dicht an dicht in den Straßen während die Glocken Würzburgs 20 Minuten lang schlugen. Zuvor hatte der Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg zu einem Lichterweg aus den Stadtteilen hin zum Kiliansdom eingeladen.
Allein diesem Aufruf waren Hunderte von Menschen mit Migrationshintergrund gefolgt, um in ihrer neuen Heimatstadt Würzburg Lichter zum Gedenken an die Opfer, für ein weltoffenes Würzburg, für ein Zusammenleben unterschiedlicher Lebensweisen, für Respekt aller Religionen und für ein warmherziges Miteinander zu setzen.
Nach dem Glockenläuten sprach Oberbürgermeister Christian Schuchardt Dankesworte an die Teilnehmer: „Ich spreche heute zu Ihnen als in Bürger dieser Stadt. Genau wie viele andere Menschen senke ich heute traurig meinen Kopf. Leid prägt sich tief ein und erinnert uns daran, wie wertvoll unser Leben ist. Ihr Erscheinen heute ist ein Ausdruck gelebter Erinnerung, vom Bewahren des Guten der Menschen in uns. Unsere Verstorbenen Mitbürger sollen uns ein Mahnmal sein und erinnern, warum in Würzburg das Leben als höchstes Gut geachtet wird. Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie der Erinnerung ein Gesicht geben. Die vielen Lichter sind ein Symbol des Friedens, der Vergebung und der Erinnerung. Dieses Zeichen senden wir heute als Antwort auf diese schlimmste Nacht unserer Stadt.“ Er mahnte außerdem: „Es gibt keinen Grund einen solchen Krieg auf der Welt anzurichten und wir alle tragen Verantwortung daran, dass es nie wieder dazu kommt.“
An der Seite des Oberbürgermeisters gedachten der Bischof Christopher Cocksworth aus dem englischen Coventry, Bischof Friedhelm Hofmann, der ehemalige Weihbischof Helmut Bauer, Regierungspräsident Paul Beinhofer, Landrat Eberhard Nuß und Bürgermeister Adolf Bauer der Verstorbenen des 16. März 1945.
Auch nach der Ansprache des Oberbürgermeisters blieben die Menschen noch lange gerührt ruhig stehen und die Fußgängerzone wurde bis auf die Alte Mainbrücke in der kommenden Nacht von zahlreichen abgestellten Kerzen weiterhin erhellt.
Unterstützt wurde das Lichtergedenken vom Bündnis für Zivilcourage, dem Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein, der Dompfarrei und den Kirchen- und Moscheegemeinden Würzburgs.