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So viele verschleppte Infarkte wie selten

Würzburg – Das Universitätsklinikum Würzburg verzeichnet mit Sorge weniger Notfälle aber mehr verschleppte Infarkte. Doch wer aus Angst vor einer Corona-Infektion zögert, den Notarzt zu rufen, riskiert sein Leben. 

Die internistische Notaufnahme am Universitätsklinikum Würzburg ist seit Beginn der Corona-Krise nur halb so voll wie sonst. Eigentlich ein gutes Zeichen. Das Problem ist aber, dass die Notfälle nicht abgenommen haben. Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sieht mit großer Sorge, dass viele Menschen zuhause Krankheitsbeschwerden aussitzen, weil sie Angst haben, beim Arzt oder in der Klinik mit Corona-Patienten in Kontakt zu kommen und sich zu infizieren.

Der Kardiologe warnt eindringlich davor, vor allem Notfälle ernst zu nehmen, keine Zeit zu verlieren und umgehend den Notarzt zu rufen. Denn während sich die Notaufnahmen leeren, füllen sich die Stationen mit Patienten, die zum Beispiel aufgrund eines verschleppten Infarktes eine Herzinsuffizienz entwickeln oder unter Herzrhythmusstörungen leiden – Komplikationen, die man verhindern kann, wenn man rechtzeitig in die Klinik kommt. 

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Das gilt auch in Zeiten von Corona. Viele Betroffene warten derzeit aber oft ab, ob sich die Beschwerden legen. „Die Beschwerden legen sich tatsächlich nach sechs bis zwölf Stunden. Dann ist nämlich das Herzmuskelgewebe abgestorben“, sagt Professor Dr. Stefan Frantz.

Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sieht derzeit so viele verschleppte Krankheitsverläufe wie selten zuvor, subakute Infarkte an mindestens jedem zweiten Tag. „Wir sehen selbst jüngere Menschen versterben an Komplikationen wie Rhythmusstörungen oder Heilungsstörungen vom Herzen, die man hätte verhindern können, wenn man frühzeitig die Gefäße wiedereröffnet hätte.“ Ähnliches gilt übrigens auch für Schlaganfälle.

Patienten sind gestorben, weil sie Angst hatten, sich in der Klinik mit dem Corona-Virus zu infizieren. „Dabei treffen wir am Uniklinikum sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, die man machen kann. Jeder neue Patient, ob Notfall oder elektiv, also mit Termin, bekommt einen Mundschutz und wird getestet, ob er mit COVID-19 infiziert ist. Falls ja, können wir ihn direkt von den anderen Patienten trennen.

Auch unser Personal – von Ärzten über Pflegekräfte bis hin zum Reinigungspersonal – trägt einen Mundschutz und wird wann immer erforderlich auf Corona getestet. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sicher behandeln“, versichert Stefan Frantz.

Daher sein Appell: „Wenn Sie Krankheitssymptome fühlen – wie vor Corona – gehen Sie zum Arzt! Verspüren Sie Symptome eines Herzinfarktes rufen Sie umgehend den Notarzt!“ Zu den Symptomen zählen Druck oder Schmerz auf der linken Seite, der in den linken Arm ausstrahlen kann, manchmal auch in den rechten Arm, Rücken oder Unterkiefer. Hält der Schmerz länger als mehrere Minuten an, könnte es sich um einen Herzinfarkt handeln. Dann gilt es keine Zeit zu verlieren.

Ist im EKG ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes zu sehen, wird so schnell wie möglich ein Eingriff im Herzkatheterlabor vorbereitet, um das Gefäß zu öffnen und das Problem ist behoben. Wer einen Infarkt verschleppt, riskiert eine Herzinsuffizienz oder den Tod.


Bild: Logo des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI)

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