Würzburg – Anlässlich der Gala zur Verleihung des Mädchen- und Frauenfußballpreises „Lotte“ der Universität Würzburg wurde in diesem Jahr erstmals auch der dümmste Spruch über den Frauenfußball gekürt. Gewonnen hat Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg mit seiner Aussage über Frauenfußball, mit der er zugleich auch die sportlichen Leistungen paralympischer Sportlerinnen und Sportler geschmälert hat.
Es war eine besondere Auszeichnung, die die Gäste der Gala zur Verleihung des Mädchen- und Frauenfußballpreises „Lotte“ zu vergeben hatten. Anlässlich der diesjährigen Ehrung verdienter Persönlichkeiten im weiblichen Fußball konnte das Publikum unter insgesamt neun Sprüchen wählen, die vorab von einer Jury als besonders frauenfeindlich ausgewählt worden waren. „Wir waren wirklich erstaunt, wie viele dumme Sprüche über den Frauenfußball aus prominentem Mund kommen“, erläutert Professor Heinz Reinders, Bildungsforscher an der Universität Würzburg und Initiator des Lotte-Preises, die Entstehung des „Holzesel“. Und diese kämen nicht nur aus der Zeit bis zu den 1970er-Jahren, als Frauenfußball vom DFB noch verboten wurde. „Da sind Sprüche von Zeitgenossen dabei, die noch heute fleißig am Spielfeldrand stehen und vielleicht besser erst nachgedacht hätten“, so Reinders augenzwinkernd weiter.
Deutlicher Sieg gegen zahlreiche Konkurrenten
Mit dabei ist zum Beispiel Rudi Völler, der befand, „Der pfeift wie beim Frauenfußball“. Oder Klaus Augenthaler, Weltmeister von 1990, für den die Bundesliga „kein Mädchenfußball“ ist. ZDF-Moderator Michael Antwerpes verkündete vor laufender Kamera, „Frauenfußball-WM ist, wenn man trotzdem Spaß hat“. Auch Torwartlegende und designierter Vorstand des FC Bayern München Oliver Kahn bewarb sich bei der Lotte-Gala in Würzburg unfreiwillig um den Holzesel: „Ist Fußball wirklich eine Frauensportart? Darüber kann man diskutieren, ich bin ein toleranter Mensch. Bitte, wenn‘s ihnen Spaß macht.“
Mit zur Auswahl stand für das Publikum auch jenes legendäre Zitat, mit dem der DFB im Jahr 1955 das Verbot des Frauenfußballs begründete: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“ Zwar schaffte es der DFB mit dieser Aussage ins Finale, unterlag aber letztlich mit deutlichem Abstand dem Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg. Auf die Frage, ob er ein Spiel bei der Fußball-WM der Frauen anschauen würde, entgegnete der Rennfahrer: „Man schaut doch auch Paralympics – Menschen, die nicht ganz so große Leistungen bringen können.“
Nachfolger stehen schon parat
Damit hat der Rennsportler Rosberg das Kunststück vollbracht, gleichzeitig den Behinderten-Leistungssport und den Frauenfußball zu diffamieren, befinden auch KiKa-Moderatorin Shary Reeves und Nele Schenker (Sky Sport News HD), die die Gala moderierten und schon im Vorfeld eine Ahnung hatten: „Wenn wir hätten wetten müssen, wäre Rosberg auch unser Favorit gewesen“. Zwar habe sich Rosberg im Nachgang für seine Aussage entschuldigt, die Hitliste der dümmsten Sprüche über den Frauenfußball führt Rosberg damit dennoch an. Geplant ist, Nico Rosberg den Holzesel persönlich zu übergeben und ihm damit die besondere Ehre zuteilwerden zu lassen, der erste Preisträger zu sein.
Doch wie bei der Formel 1 ist auch die Konkurrenz um den Holzesel groß. Sein Kollege Timo Glock hofft, dass sich die Frauen beim Fußball nicht an den Haaren ziehen, wenn sie mal grätschen. In zwei Jahren wird die nächste Lotte-Gala stattfinden. Da kann sich Glock schon mal auf die Pole Position schieben.
Bild: Der „Holzesel“ – seit diesem Jahr Trophäe für den dümmsten Spruch über Frauenfußball. (Foto: Julian Hiligardt)