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Afrikazentrum und Polizei kooperieren

Würzburg – Spätestens seit der Kolonialzeit wird der afrikanische Kontinent in Europa als „unterentwickelt“ und „unzivilisiert“ betrachtet. Dieses Bild haben die europäischen Kolonialmächte geprägt, um die gewaltvolle Herrschaft über die Kolonien und die wirtschaftliche Ausbeutung in Afrika zu rechtfertigen.

Auch nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien in den frühen 1960er-Jahren wirken diese stereotypen Bilder nach. Sie werden zum Beispiel durch journalistische Medien, Schulbücher oder Hollywood-Filme weitergetragen.

Für Patrick Schneider, Ausbilder bei der III. Bereitschaftspolizeiabteilung Würzburg, war diese Erkenntnis Anlass zur Erweiterung des polizeilichen Lehrangebots: „Die veralteten Sichtweisen werden oftmals auch auf Menschen übertragen, die aus Afrika stammen. Mein Anliegen ist es, unseren Polizeischülern zu zeigen, dass diese Bilder Auswirkungen auf ihre tägliche Arbeit haben, sofern man Vorurteile und Stereotype nicht kritisch hinterfragt.“

Denkanstöße für die interkulturelle Polizeiarbeit

Eine Kooperation mit dem Forum Afrikazentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) lag für Polizeiausbilder Schneider daher nahe. Dort stieß er auf offene Ohren: Dr. Julien Bobineau und Timo Lowinger entwickelten gemeinsam ein Seminarkonzept für die interkulturelle Polizeiarbeit in Bayern. Beide beschäftigen sich in ihren Forschungen mit der Rolle Afrikas im Zuge der Globalisierung.

„Mit dem Seminar möchten wir den angehenden Polizeibeamten ein differenziertes und vielfältiges Bild von Afrika präsentieren. Gleichzeitig soll deutlich werden, wo Vorurteile herkommen und wie sie überwunden werden können“, sagt Bobineau, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für französische und italienische Literaturwissenschaft der JMU.

Afrika sei zwar ein Kontinent. „Allerdings besteht dieser Kontinent aus 54 Ländern mit unterschiedlichen politischen Systemen, verschiedenen Kulturgeschichten und mehr als 2.000 eigenständigen Sprachen und Dialekten“, so Bobineau weiter.

Sein Kollege Lowinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Internationale Beziehungen und Europaforschung der JMU, ergänzt: „Viele Menschen, die aus Afrika nach Europa kommen, haben nicht immer eine positive Einstellung gegenüber der Polizei. Das hat oft damit zu tun, dass Polizeibeamte in einigen undemokratischen afrikanischen Staaten willkürlich und brutal handeln“, sagt er. Doch diese Ansicht könne sich rasch ändern: Wissenschaftliche Studien belegen, dass Geflüchtete und Migranten, die länger als sechs Monate in Deutschland leben, meistens ein positives Bild von der deutschen Polizei entwickeln.

Lehrkooperation mit der Polizei vertiefen

Erstmals wurde das Seminar im Februar 2019 bei einem „Interkulturellen Kompetenztag“ der bayerischen Polizei an der JMU durchgeführt. Die Resonanz der Polizeischülerinnen und -schüler sei sehr positiv gewesen, sagen die beiden JMU-Wissenschaftler. Schneider ergänzt: „Auch unsere Lehrkräfte und Polizeiausbilder waren sehr an dem Austausch mit der Universität interessiert. Das positive Feedback ist Anlass genug, um die erfolgreiche Zusammenarbeit auch in Zukunft zu wiederholen.“

Laut Bobineau und Lowinger bildet dieses Pilotprojekt den Startpunkt für eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Forum Afrikazentrum und der III. Bereitschaftspolizeiabteilung Würzburg.

Das Forum Afrikazentrum

Seit dem Jahr 2006 bündelt das Forum Afrikazentrum der JMU die natur- und geisteswissenschaftliche Afrikaforschung in Würzburg. Seitdem versucht das Forum auch, die Forschungsergebnisse in die Öffentlichkeit zu tragen – unter anderem mit einer Vortragsreihe und Auftritten auf dem Würzburger Africa Festival.


Eine neue Kooperation zwischen Polizei und Universität Würzburg dreht sich um interkulturelle Kompetenz. (Symbolbild: Bayerische Polizei)

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