Würzburg – Der Antonio-Petrini-Preis 2014 geht an die Evangelisch-Lutherische Gesamtkirchenverwaltung für das Gemeindehaus St. Johannis. Im Auftrag der Kirche verwirklichte das Büro Georg Redelbach Architekten auf einem kleinen Grundstück ein großzügig wirkendes Gebäude, welches laut Preisgericht der benachbarten Kirche gegenüber höchsten Respekt zolle„
Dies äußert sich insbesondere in der Zurückhaltung der äußeren Form und der eingesetzten gestalterischen Mittel, beispielsweise in der Verwendung des grau-gelben Klinkers, womit eine hervorragende Harmonie mit der Nachbarbebauung erzeugt wird.“ Baureferent Christian Baumgart trug die Begründung der Jury vor, die neben der Ästhetik in der Umsetzung auch viele in der Funktion ideale Lösungen erkannte – von der Barrierefreiheit bis hin zur Bewältigung des schwierigen Umfelds.
18 Objekte wurde in diesem Jahr beim traditionell von der Main Post und dem Beton Marketing Süd unterstützten Wettbewerb des Baureferats eingereicht. „Würdigen Sie alle Arbeiten, sie haben alle mehr als einen Blick verdient. Es sind durch die Bank sehr gute Bauten“, verwies Baumgart auf die nun beginnende Ausstellung im Rathausfoyer. Diese zeigt wie schwer es die Jury vor gut einer Woche gehabt haben dürfte, um eine kleine Auswahl Sieger herauszuarbeiten. Im Rahmen des Festakts hatten zuvor bereits Bürgermeister Adolf Bauer und der Vorsitzende des Preisgerichts Kunibert Wachten betont, dass sich letztlich immer auch die Stadt Würzburg als Sieger fühlen könne, wenn ein Bauherrenpreis zu besseren Leistungen auf dem Feld der Baukultur stimuliert. Wachten sprach von einer „Rente, die Würzburg heute aus der Baukultur früherer Generationen beziehe“. Grundriss und Silhouette seien zusammen so etwas wie der genetische Code einer Stadt. Bauherren und Architekten hätten demnach einen prägenden Einfluss auf das Image eines Ortes.
Anerkennungen für Denkmalgerechte Sanierung
In der einer Preisverleihung eigenen Dramaturgie eines Countdowns wurden die nach den Satzungskriterien besten Bauherren gewürdigt. Für zusätzliche Spannung sorgte das Ensemble Blech-Schmitt mit einer Fanfare zu Beginn und weiteren „Oscarverleihungsreifen“ Musikstücken. Zwei Anerkennungen wurden für die Denkmalgerechte Sanierung Berliner Platz 7 und die Espressobar „Felicia“ ausgesprochen. Die Oechsner Projekt GmbH rettete ein historisches Gebäude aus den Jahren 1903/04 – auch dank zahlreicher liebevoll restaurierter und rekonstruierter Details – vor dem Schicksal ein Schandfleck an prominenter Stelle zu werden. Bauherr Sebastian Heimbeck und die HKR Architekten wiederum entlockten der Jury mit ihrer Espressobar am Felix-Freudenberger-Platz das Lob: „Höchst selten sind temporäre Bauten von einer solchen gestalterischen und funktionalen Qualität.“
Dass sich der Antonio-Petrini-Preis in nunmehr 18 Jahren stets weiterentwickelt und nach der Würdigung von rund 200 Projekten heute andere Akzente setzt als noch zu Beginn, unterstreicht sicher auch der diesjährige Sonderpreis „Barrierefreies Bauen“: Jörg Sannemann und Jürgen Höpfl und die Hetterich Architekten nahmen diese Auszeichnung für den Umbau und die Modernisierung einer Wohnanlage entgegen. In der Ursulinergasse 1 und der Wolfahrtsgasse 6 sei unter diesem Aspekt beispielgebend der Übergang eines privaten Eckgebäudes zum städtischen Raum verwirklicht.
Zwei gleichrangige 3. Plätze
Zwei gleichrangige 3. Plätze erhielten Wettbewerbsbeiträge, die vielleicht die ganze Bandbreite der eingereichten Objekte noch einmal aufzeigen. Hinter dem Neubau TechnikumIII des Fraunhofer-Instituts für Silikatforschung steckt das Büro der Stararchitektin Zaha Hadid. Der „selbstbewusste Beitrag zum zeitgemäßen Bauen in Würzburg“ schafft laut Jury einen eigenständigen Komplex aus verschiedenen Bauepochen. Während dieses Gebäude, auch aufgrund der prominenten Lage, schon viel öffentliche Aufmerksamkeit erfahren hat, blieb eine andere Baumaßnahme – trotz prominenter Lage – bislang noch nahezu unbemerkt, was die Jury aber durchaus als ihre Stärke interpretierte: Die Passage zwischen Unterem Markt und Schenkhof, hierfür verantwortlich Hanns Arnold von Habakuk Mode und Hofmann Keicher Ring Architekten wurde barrierefrei gestaltet und ist nun laut Preisgericht deutlich aufgewertet: „offen, einladend und repräsentativ“.
Campusbrücke Hubland belegt zweiten Platz
Und auch Tiefbau kann hoch dekoriert werden: Auf Platz zwei landete in diesem Jahr die Campusbrücke Hubland als ein Beispiel für zeitgemäße Ingenieurbaukunst. Die Brücke, die einen neuen Stadtteil erschließt, habe eine hohe Symbolkraft. Das Staatliche Bauamt und die engagierten Büros Kolb Ripke Architekten (Berlin), POLA Landschaftsarchitekten (Berlin) sowie Dr. Schütz Ingenieure (Kempten) realisierten einen „echten Blickfang“ – aufgrund der Illumination auch rund um die Uhr – die den besonderen städtebaulichen Anspruch an dieser Stelle gestalterisch wie funktional gerecht wurde.
Bild: Bürgermeister Adolf Bauer, Baureferent Christian Baumgart, Pfarrerin Susanne Wildfeuer, Architekt Georg Redelbach, Christian Ritter und Michaela Lindner-Berndt (Vertrauensfrau St. Johannis) freuen sich für die Pfarrgemeinde St. Johannis, die aus Sicht der Jury alles richtig gemacht hat und den Antonio-Petrini-Preis 2014 mit nach Hause nehmen durfte. (Foto: Georg Wagenbrenner)