Würzburg – Der Neubau der FH Würzburg-Schweinfurt am Sanderheinrichsleitenweg hat den Antonio-Petrini-Preises 2012 erhalten. Oberbürgermeister Georg Rosenthal zeichnete am Samstag den Sieger in einer Feierstunde im Rathaus aus. Vergeben wurden auch ein zweiter und dritter Preis und weitere drei Anerkennungen. Insgesamt hatten 20 Teilnehmer Unterlagen ihrer Bauobjekte eingereicht.
In der Begründung für die Vergabe des 1. Preises an die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Fakultät für Gestaltung, Fakultät für Informatik und Wissenschaftsinformatik heißt es: „Der aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangene Neubau definiert seinen Bauort ebenso klar und selbstbewusst wie zurückhaltend gegenüber Natur und Landschaft. In maßvoller Höhenentwicklung geschickt dem Geländeverlauf folgend sind die Baukörper um einen gut geschnittenen neuen Hofraum gruppiert, so dass ein Ensemble von angenehmer Gestalt mit reizvollen Ein-, Aus- und Durchblicken entsteht. Die zeitgemäßen Hochschulräume sind funktional gut miteinander verknüpft, von attraktivem Zuschnitt und in sehr ansprechender Farb- und Materialsprache gehalten. Insgesamt ist das Bauwerk ein beispielhafter Beitrag zum heutigen Hochschulbau“. Bauherr ist der Freistaat Bayern, Architekt Gerber Architekten in Dortmund.
Platz 2 des Antonio-Petrini-Preises 2012 geht an das Objekt Marianhill Ladengeschäft mit Büros, Bauherr DGS Projektentwicklung aus Eibelstadt. Das Objekt sei ein ermutigendes Beispiel für eine zeitgemäße Ausbildung von Nahversorgungs-, Gastronomie- und Bürogebäuden. Der Baukörper schaffe mit wenig Aufwand einen neuen Raum und biete „zeitgemäße Nahversorgung statt militärisch-technokratischer Sicherheitsschleuse“.
Der 3. Preis wurde an die Erweiterung des Schlosses Steinburg, das „Refugium“ vergeben. Bauherr ist Lothar Betzold, mayarchitekten aus Würzburg. Der Erweiterungsbau sei überzeugend in der Nachbarschaft der historischen Gebäude gelungen, die gut proportionierte Hotelanlage schmiege sich sensibel an die Hangkante und nutze das Terrain gut aus. Die zurückgenommene Putzfassade passe sich gut in die natürliche Umgebung ein und lasse der Steinburg ihr Alleinstellungsmerkmal. Auch die Innengestaltung wurde als positiv anerkannt: „Insgesamt ein gelungener Beitrag sowohl in städtebaulicher wie in architektonischer Hinsicht“.
Anerkennungen wurden an das zentrale Seminar- und Hörsaalgebäude der Universität als kommunikatives Gebäude, an die Wohnanlage Mönchberg Park als innovatives Wohnbauprojekt und an ein Wohn- und Atelierhaus in der Kürnachtalstraße vergeben. Sämtliche eingereichten Arbeiten sind bis 26. Oktober im Foyer des Rathauses Würzburg zu sehen.
Der Antonio-Petrini-Preis wurde zum 9. Mal vergeben. Er wird von der Stadt Würzburg ausgelobt und ist eine Auszeichnung für Bauherrn und deren Architekten für eine besondere bauliche Leistung in Würzburg. Bei der Beurteilung der Arbeiten werden weiterführende Aspekte für Architektur, Städtebau, Umwelt oder sonstige Aspekte gewertet, die in Zukunft beispielhaft für ähnliche Bauten in Würzburg sein sollen. Gewürdigt werden Bauobjekte, die im Stadtgebiet oder den Stadtteilen in den beiden zurückliegenden Jahren gebaut wurden. Der von der Stadt Würzburg ausgelobte und zwischenzeitlich bei Bauherrn, Architekten und in der Öffentlichkeit beachtete Wettbewerb wird seit Beginn von der Main Post und Beton Marketing Süd aktiv unterstützt und gefördert. Als 1. Preis wird der „Antonio-Petrini-Preis“ in Form einer Statue vergeben, auf der Jahreszahl und Name des Preisträgers eingraviert sind, der 2.und 3. Preis sowie Anerkennungen werden mit Urkunden dokumentiert.
Das Preisgericht setzte sich wie folgt zusammen: Fachpreisrichter und Vorsitzender Architekt Dipl-Ing. Norbert Diezinger (Eichstätt, zugleich Mitglied der Kommission für Stadtbild und Architektur), weitere Fachpreisrichter: Stadtbaurat Christian Baumgart, Architekt Bruno Bruckner, Architekt Jens Geisendörfer (beide Würzburg), Gunther Weber (Beton Marketing Süd).
Sachpreisrichter: Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Peter Krones (Chefredaktion Main-Post), Hans Schrenk und Willi Dürrnagel (beide Mitglieder des Stadtrates). Preisrichterstellvertreter: Stadträtin Barbara Lehrieder.
Namensgeber des Preises ist Antonio Petrini (1620/21-1701), der als Vorläufer von Balthasar Neumann mit eindrucksvollen Barockbauten wie Stift Haug, Augustinerkirche, Universitätskirche, Karmelitenkirche und Arbeiten an Festungsbau und Juliusspital, das Stadtbild Würzburgs prägte.
Die Preisträger im Einzelnen
- 1. Preis: Antonio-Petrini-Preis 2012
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Fakultät Gestaltung, Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik – Neubau am Sanderheinrichsleitenweg in Würzburg.
Der aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangene Neubau der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt definiert seinen Bauort ebenso klar und selbstbewusst wie zurückhaltend gegenüber Natur und Landschaft. In maßvoller Höhenentwicklung geschickt dem Geländeverlauf folgend sind die Baukörper um einen gut geschnittenen neuen Hofraum gruppiert, sodass ein Ensemble von angenehmer Gestalt mit reizvollen Ein-, Aus-, und Durchblicken entsteht.
Die zeitgemäßen Hochschulräume sind funktional gut miteinander verknüpft, von attraktiven Zuschnitt und in sehr ansprechender Farb- und Materialsprache gehalten. Insgesamt ist das Bauwerk ein beispielhafter Beitrag zum heutigen Hochschulbau.
- 2. Preis: Mariannhill Ladengeschäft mit Büros, Würzburg
Zeitgemäße Nahversorgung statt militärisch – technokratischer Sicherheitsschleuse. In ausgesprochen geschickter und zurückhaltender Anordnung prägt das Gebäude einen der zentralen Punkte des Konversionsgeländes rund um das ehemalige Militärhospital. Der Baukörper schafft mit wenig Aufwand einen neuen Raum und bringt in guter Zuordnung und logischer Abfolge die Laden-, Gastronomie- und Büronutzung unter. Dabei sind Proportionen, Material- und Farbsprache von zurückhaltender Eleganz, sparsame Details und sensible Durcharbeitung runden den guten Gesamteindruck ab. Die Barrierefreiheit ist gewährleistet, energetische Belange sind berücksichtigt und ein begrüntes Flachdach ergänzt optisch und ökologisch die Dachaufsicht. Insgesamt ist der Bau ein ermutigendes Beispiel für eine zeitgemäße Ausbildung von Nahversorgungs-, Gastronomie- und Bürogebäuden.
- 3. Preis: Erweiterung Schloss Steinburg „Refugium“
Der über ein Wettbewerbsverfahren entschiedene Erweiterungsbau an der „Steinburg“ ist überzeugend in der Nachbarschaft der historischen Gebäude gelungen. Die maßstäblich gut proportionierte Hotelanlage, schmiegt“ sich sensibel an die Hangkante und nutzt das Terrain gut aus. Die vorhandenen Bruchsteinmauern aus den Weinbergen werden geschickt weitergeführt, wenn auch in Teilen handwerklich nicht überzeugend und bilden eine gut platzierte Aussichtsterrasse. Die gegenüber dem Wettbewerb zurückgenommene Putzfassade in erdigen Farben passt sich gut in die natürliche Umgebung ein und lässt der Steinburg ihr Aleinstellungsmerkmal. Die Innengestaltung des Hotels zeugt von hoher architektonischer Qualität und individuellen Ambiente das einem Kongreßhotel gut ansteht. Insgesamt ein gelungener Beitrag sowohl im städtebaulicher wie in architektonishcer Hinsicht.
- Anerkennung: Hörsaal- und Seminargebäude – Universität Würzburg
Das zentrale Seminar- und Hörsaalgebäude der Universität – hervorgegangen aus einem Architektenwettbewerb – definiert städtebaulich geschickt die Verbindung von altem und neuen Campus. Der Baukörper, klar und bestimmt dimensioniert, verknüpft in seiner Positionierung alte und neue Wegbeziehungen mit guter Einbettung in das Gelände und überaus gelungener Orientierung. In ansprechenden Proportionen und mit klaren Gliederungen nimmt der Baukörper die wesentlichen Funktionen in guter Abfolge und Zuordnung auf und gruppiert sie raffiniert um einen großzügigen Zentralbereich, der der großen Zahl von Nutzern und Besuchern vorbildlich gerecht wird.
Mit diesem Bau ist ein gelungener Beitrag zum zeitgemäßen Hochschulbau entstanden, ein im wahrsten Wortsinn kommunikatives Gebäude.
- Anerkennung: Wohnanlage Mönchberg Park
Die Umnutzung des ehemaligen US-Hospitals mit einer Gesamtlänge von über 300 Metern zu einer modernen Wohnanlage ist überzeugend gelungen. Die mutige Entscheidung des Bauherrn in eine historische Immobilie dieser Größenordnung zu investieren wird mit einer Anerkennung gewürdigt. Die Revitalisierung des ursprünglich aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stammenden Lazaretts ist hervorragend gelungen. Die mit der Umbaumaßnahme einhergehenden Veränderungen des Faßadenbildes werden unterschiedlich bewertet. Neben gut gelungenen modernen Adaptionen wirken die vorgestellten Balkone etwas befremdlich. Die Komplette oberirdische Parkierung ist kostengünstig gelöst, beinhaltet jedoch auch städtebauliche Mängel. Alles in allem ein inovatives Wohnbauprojekt das beispielgebend sein sollte für ähnliche Projekte in der Stadt.
- Anerkennung: Wohn- und Atelierhaus in Würzburg
Das Wohn- und Atelierhaus wird auf einem extrem schmalen Grundstück situiert und nutzt geschickt das leicht abfallende Gelände aus. Das kleine Haus auf engstem Raum überzeugt durch klare Proportionen und formal sichere Gestaltung. Zusammen mit einem Nebengebäude entsteht ein nördlich vorgelagerter Eingangshof, der nur über die Stellung der Gebäude zueinander definiert wird. Das schlichte Äußere Erscheinungsbild, mit einer im Lauf der Zeit schön patinierenden Holzverschalung, erhält im Inneren eine adequate Gebäudestrucktur mit einfachsten Mitteln. Ein gelungenes Beispiel für zeitgemäßes Wohnen auf schwierigem Grundstück mit geringem Budget.
Foto: Der Antonio-Petrini-Preis 2012 ging an den Neubau der FH Würzburg-Schweinfurt am Sanderheinrichsleitenweg. V.l: Grit Liebau (Staatliches Bauamt Würzburg), Jens Haake (Geschäftsleitung Gerber Architekten Dortmund), Stadtbaurat Prof. Christian Baumgart, Joachim Fuchs (Staatliches Bauamt Würzburg), Norbert Diezinger (Vorsitzender des Preisgerichts), Barbara Breitenbach (Gerber Architekten Dortmund), Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Paul Pfeuffer (Gerber Architekten Dortmund).